Jeder Hamburger, der bereits die Chance hatte einmal die aktuellen (Brief-)Wahlunterlagen zur Bürgerschaftswahl in der Hand zu halten, wird es bemerkt haben: Eine ganze Menge Papier, eine ganze Menge Holz!
Deshalb spricht man auch nicht mehr vom Stimmzettel, sondern von einem "Stimmzettelbuch", umfasst es doch insgesamt 66 Seiten und eine richtige Heftbindung.
Deshalb spricht man auch nicht mehr vom Stimmzettel, sondern von einem "Stimmzettelbuch", umfasst es doch insgesamt 66 Seiten und eine richtige Heftbindung.
funkygog hat bei hasen-farm.de einmal genau nachgezählt:
"Von den 66 Seiten sind 32 Seiten ohne Inhalt, das ist fast die Hälfte! Was für ein Schwachsinn.
Ich habe mal gerechnet 34 DIN A4 Blätter flach ausgelegt x 1,2 Millionen Wahlberechtigten ergibt eine Fläche von 2.540.000 qm Papier oder 2,54 km². Der Hamburger Rathausmarkt hat eine Fläche von 4.000qm. Somit könnte man auf der gesamte Fläche 635 Blätter übereinanderstapeln. Das wäre doch mal eine Flashmob Aktion...(Sorry, ich habs mit Zahlen)"
Da ich es auch mit Zahlen habe, mach ich gleich mal weiter:
- Alle Wahlunterlagen (Stimmzettel, Musterstimmzettel, Erklärung) umfassen also 95 795 264 *
DIN A4-Blätter (95 Millionen!)
- Nachgewogen wiegen die Unterlagen für einen Wähler ca. 350 Gramm
- Für alle Wahlberechtigten macht dies dann ca. 450 Tonnen Papier
- Grob gerechnet benötigt man also allein über 1000 Bäume für die Hamburger
Wahlunterlagen. Wow! Dabei sind dann Briefumschläge, Anschreiben und weitere
Informationsmaterialien noch nicht mit berücksichtigt.
Für die Wahlen werden also so viele Bäume benötigt, wie im gesamten Jahr 2008 in Hamburg-Mitte, Altona und Eimsbüttel zusammen gefällt worden. Siehe folgende Große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion Drucksache 19/3103 (pdf) (S18ff.)
Da würde es mich doch schon interessieren, wie die Einführung des neuen Wahlrechts mit den Anstrengungen rund um die Umwelthauptstadt Europas zusammenpassen?
Umwelthauptstadt übernehmen sie!
Nachtrag: Das aktuelle Hamburger Wahlrecht basiert auf einer von "Mehr Demokratie Hamburg e.V." initiierten Volksinitiative, die im Jahre 2009 zu einem Volksbegehren führte. Der dort präferierte Vorschlag wurde im Juni 2009 durch die Bürgerschaft übernommen. Das neue Wahlrecht ist also der Wille des Hamburger Volkes. Der Titel "EU Green Capital 2011" (Umwelthauptstadt Europas) ist hingegen eine Auszeichnung der EU Kommission. Beides muss daher nicht harmonieren.
Nachtrag *:
Um allen das Nachrechnen zu erleichtern, hier die Rechnung:
Um allen das Nachrechnen zu erleichtern, hier die Rechnung:
80 Seiten á 40 DIN A4 Blätter für Stimmzettel
68 Seiten á 34 DIN A4 Blätter für Musterstimmzettel
4 Seiten á 2 DIN A4 Blätter für Erklärung "Einfach wählen"
= 76 DIN A4-Blätter
x 1.260.464 Wahlberechtigte
= 95 795 264 DIN A4-Blätter
Nachtrag: Der Landeswahlleiter spricht von 71 Millionen Blatt Papier für die Wahlzettel und mindestens 5,5 Tonnen Druckerschwärze. Kosten der vorgezogenen Wahl: 15,5 Millionen EUR.
Das ist in etwa der Pro-Kopf-Bedarf der Deutschen (also auch der Nicht-Wahlberechtigten) für Zeitungen, Zeitschriften usw. an einem Tag – dafür dass die Folgen in Hamburg in der Regel vier Jahre anhalten, finde ich das nicht unangemessen.
AntwortenLöschenVorbild Saudi-Arabien: Keine Wahlen, kein nutzloser Baumtod!
AntwortenLöschenWas ist denn deine Alternative?
AntwortenLöschenWenn ich Dich so höre, dann sollte man Wahlen abschaffen, oder? Was willst Du uns damit sagen? Zu viel Aufwand? Zu unökologisch? Was stellst Du Dir vor?
AntwortenLöschenLiebe Demokratie, lieber combat0r,
AntwortenLöschenBeste Anonyme,
schon spannend was man so alles zwischen den Zeilen lesen kann, wenn man das möchte. Und spannend was in den Köpfen meiner Leser vorgeht. Da kann man ja fast Angst bekommen?
Um die Diskussion an dieser Stelle zu beenden:
1. Ich sage in keinem Wort, das ich das Wahlrecht gut oder schlecht finde!
2. Ich habe lediglich ein paar Zahlen dargestellt, weil ich diese spannend fand!
3. Ich bin Demokrat durch und durch und freue mich auf Wahlzettel in Größe eines Ipads oder in Größe eines Fußballfeldes.
4. Als der Volksentscheid über das neue Wahlrecht lief war ich noch kein Hamburger. Ich kenne das Alte nicht. Kann mir also kein Urteil erlauben, welches besser oder schlechter ist. Fortschritt finde ich aber prinzipiell gut!
5. Ich sitze weder in der Bürgerschaft noch im Senat und bin kein Verfassungsrechtler, deshalb ist es nicht meine Aufgabe Empfehlungen über die Modifikation des Wahlrechtes abzugeben. Ich will es auch gar nicht! Das ist nicht meine Aufgabe!
6. Ich bin kein Vertreter der EU Kommisssion, kann also auch nichts zur Vergabe des Titels "Umwelthauptstadt Hamburg" sagen. Genau deshalb frage ich ja, wie das alles zusammenpasst.
Über konstruktive Kritik an jedes Stelle des Blogs würde ich mich weiterhin sehr freuen!