Montag, 11. April 2011

Wie Facebook ist die Bürgerschaft?

Um die zentrale Frage gleich zu Beginn dieses Posts zu beantworten: Die Bürgerschaft ist ziemlich Facebook! 

Fast 67% der Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten haben einen eigenen Facebook-Account. Insgesamt sind 83 Parlamentarier mit einem normalen oder einem Fan-Account vertreten. Dies ergibt eine satte 2/3 Mehrheit im Parlament.

Nicht nur das Facebook Deutschland seinen Sitz in Hamburg hat, Facebook ist somit auch bestens in der hanseatischen Legislative vertreten.



















Wie aus den absoluten Zahlen bereits ersichtlich ist, sind besonders viele Genossen Mitglied im sozialen Netz. 74,2% aller Mitglieder der SPD-Fraktion präsentieren sich dem Bürger online. Gefolgt von der FDP bei der 66% der Fraktion mit einem Profil vertreten sind. CDU und GAL sind sich wie in guten alten Koalitionszeiten einig, jedenfalls was die Präsenz bei Facebook angeht: Die Abgeordneten beider Fraktionen sind exakt mit 64,3% vertreten. Ähnlich wie beim Kommunikationsdienst twitter, ist Die LINKE.auch bei diesem Web 2.0-Kanal nur unterdurchschnittlich aktiv. Nur jeder zweite Parlamentarier (50%) hat einen Account.

Damit sind die Hamburger Politiker im gesellschaftlichen Vergleich überdurchschnittlich aktiv. Laut einer aktuellen Studie der BITKOM besitzen 47% aller Deutschen einen Facebook-Account.

Die Fraktionen selber sind hingegen so gut wie gar nicht mit einem eigenen Profil präsent. Als einzige Fraktion besitzt Die LINKE. eine Fanseite, die mit 514 Freunden aufwarten kann.  Die GAL Hamburg hat sich für eine kombinierte Facebook-Seite entschieden, Partei und Fraktion präsentieren sich gemeinsam und haben bereits über 1000 Freunde. 

Präsenz ist das eine, doch wie werden die Hamburger Abgeordneten vom Bürger wahrgenommen?  Wie viele "Freunde" haben die einzelnen Volksvertreter bei Facebook?

Da nicht nur Politiker Rankings lieben, sondern auch Blogleser, präsentiere ich hier: 
Die Top 10 der Parlamentarier mit den meisten Facebook-Freunden:



In jeder der fünf Bürgerschaftsfraktionen gibts also zwei sehr aktive Facebook-Parlamentarier unter den Top 10. Metin Hakverdi hat die meisten Freunde in Hamburg, jedenfalls digital und im Web 2.0. Gefolgt von der Fraktionsvorsitzenden der FDP, Katja Suding und der LINKEN Web 2.0.-Expertin Kersten Artus.

Die Profile der weiteren Top 10-Platzierten im Überblick:

5.   Farid Müller (GAL) Fanseite 

Insgesamt haben alle 83 Parlamentarier zusammen 27033 Freunde. Dies ist eine enorm hohe Anzahl, wenn man sich im Vergleich einmal die Mitgliederzahlen der Hamburger Parteien betrachtet. Dort vereinen SPD, CDU, GAL, FDP und LINKE. lediglich 24404 Mitglieder auf sich. Die einzelnen Abgeordneten haben also mehr Fans und Unterstützer als die Hamburger Parteien Mitglieder.

Selbstverständlich gibt es bei den Facebook-Freunden Dopplungen und eine Parteimitgliedschaft ist etwas anderes als eine einfache"Freundschaftsanfrage" innerhalb von einer Sekunde, zumahl auch kein finanziellen Verpflichtungen damit verbunden sind.  

Fazit: Facebook besitzt für die politische Kommunikation in der Hansestadt eine höhere Relevanz als twitter. Die Präsenz im Social Web ist fast Pflicht. Dies wird Facebook Deutschland freuen, wenn demnächst auch in Hamburg die Schlachten um den Datenschutz, entfachen. Zum anderen zeigt dies, dass selbst ältere Abgeordnete da präsent sind, wo sich eher junge Bürger digital tummeln. Und das die Personalisierung und digitale Markenbildung in der Politik selbst vor einem "Freizeitparlament" nicht halt macht.

Nachtrag: Die Hamburgische Bürgerschaft als Institution ist natürlich auch bei Facebook vertreten. Immerhin 825 Personen "Gefällt das".


6 Kommentare:

  1. Als außerparlamentarische Opposition in Hamburg beobachten wir FREIE WÄHLER das Netz mit twitter und facebook sehr genau, da wir kommunikativ stark auf die sozialen Medien angewiesen sind. Sie sind inzwischen - auch über unsere Website www.FreieWaehler-HH.de - ein unverzichtbares Mitteilungs- und Informationsmedium geworden. Und es macht zusätzlich Spaß!

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  2. Was ist da jetzt ausgewertet worden? Der Artikel klingt so, als ginge es um die persönlichen Profile der Abgeordneten und die Zahl der Freunde. Am Ende kommt aber die Schlussfolgerung "eine Parteimitgliedschaft ist etwas anderes als ein "Gefällt mir" innerhalb von einer Sekunde" - die "Gefällt mir"-Funktion gibt´s aber ja nur auf den "Fan-Seiten", die viele Abgeordnete neben dem (privaten) Account ja auch noch betreiben. Sind diese letzteren Seiten jetzt berücksichtigt worden oder nicht?

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  3. Kurze Erklärung zur Methodik:
    In diese quantitative Auswertung wurden alle "persönlichen Accounts" der Mitglieder der Bürgerschaft einbezogen.

    Nicht mit berücksichtigt wurden Wahlkampf-Accounts oder reine Informationsaccounts, wie z.B. den von Christoph Ahlhaus, der von Dritten angelegt wurde und auf dem der Abgeordnete nicht selbt kommuniziert: http://www.facebook.com/pages/Christoph-Ahlhaus/112185645465171

    In der Tat besitzen einige Abgeordnete, wie beschrieben, einen "Privaten Account" und/oder eine "Fanseite".
    75 Abgeordnete sind mit einem "privaten Profil" vertreten, 8 mit einer Fanseite.

    Davon entfallen 4 Fanseiten auf die SPD, 3 auf die GAL uns eines auf die CDU.

    Bei zwei vorhandenen Profilen habe ich mich IMMER für die Fanseite entschieden, da dies das poltische Profil des MdHB ist.

    Leider haben einige Abgeordnete Ihre Privatsphäre-Einstellungen so gewählt, das nicht erkennbar ist wie viele Freunde sie aktuell haben.

    Aufgeschlüsselt auf die Fraktionen:

    SPD: 6
    CDU: 0
    GAL: 2
    FDP: 2
    Die LINKE: 1

    Diese 11 Profile wurden in der 1. Grafik mit eingerechnet. In die Top 10 konnten sie aufgrund der fehlenden Daten nicht mit betrachtet werden.

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  4. So isses !!
    Zwei Std für einen Post und dann weitere drei für Erläuterungen für die Krümelkacker...

    Macht trotzdem weiter!
    Ist doch ganz interessant und aufschlußreich.

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  5. @Martin Fuchs: Vielen Dank für die ausführliche Antwort, macht es für mich viel aufschlussreicher. @Anonym: ist keine Krümelkackerei, mich interessiert die Methodik tatsächlich, so was soll's geben ;-).

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  6. @Martin Fuchs: ach so, noch ein krümelkackerischer Hinweis, wegen Privatsphäreneinstellung: es gibt ja auch Abgeordnete, die ihre Privatsphäreneinstellung so gewählt haben, dass ihr Profil für "Nicht-Freunde" nicht sichtbar ist. Erhöht den Unsicherheitsfaktor in der Auswertung einerseits, andererseits sind diese Accounts natürlich auch vernachlässigbar, da sie wohl weniger der politischen Kommunikation zumindest mit Bürgerinnen und Bürgern dienen.

    Ach so, nebenbei: http://www.facebook.com/home.php#!/gruene.hamburg ist auch die Seite der GAL-Bürgerschaftsfraktion. Nicht nur die LINKE ist präsent ;-).

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