Mittwoch, 20. Juli 2011

Kleine Anfrage: Wie Social Media ist eigentlich der #hhsenat?

Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause hatte ich an dieser Stelle analyisiert: Wie Social Media ist der Hamburger Senat?  Das Ergebnis war nicht besonders schmeichelhaft für die Hamburger Regierung. Außer der vorbildlichen Aktivität des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (bzw. seines Teams) gibt es so gut wie keine politische Onlinekommunikation in der Hansestadt. Die Regierung ist nicht auf Social Media-Plattformen präsent, es gibt keine Interaktion mit dem Bürger und es fehlt bisher an einer grundlegenden Web 2.0-Infrastruktur.
 
Das es anders geht, zeigen einige sehr aktive Hamburger Politiker. Eine davon, Kersten Artus, medienpolitische Sprecherin der Fraktion Die LINKE. griff dankenswerterweise meine Analyse auf und fragte nochmal nach beim Senat. 


Titel Ihrer schriftlichen Kleinen Anfrage: "Nutzung von Sozialen Netzen – Wie stehts mit der Medienkompetenz des Senats?" (Drucksache 20/1002, vom 11.07.2011)

In insgesamt 13 Fragen sollte der Senat Stellung nehmen zum (interaktiven) Nutzungsverhalten aller Regerungsmitglieder. Die Antworten bestätigen meine Analyse zu 100%:


Kein Senator/in und Staatsrat/in nutzt Facebook im dienstlichen Kontext  
Kein Senator/in und Staatsrat/in nutzt twitter im dienstlichen Kontext

Kein Senator/in und Staatsrat/in nutzt StudiVZ/MeinVZ im dienstlichen Kontext
Kein Senator/in und Staatsrat/in nutzt XING im dienstlichen Kontext

Kein Senator/in und Staatsrat/in nutzt Flickr im dienstlichen Kontext
Lediglich Innensenator Michael Naumann kommuniziert über eine eigene Webseite/Blog
 
Lediglich Wirtschaftssenator Frank Horch und Staatsrat Andreas Rieckhof nutzen YouTube im dienstlichen Kontext
 
Weder der Erste Bürgermeister (Olaf Scholz), noch die Zweite Bürgermeisterin (Dr. Dorothee Stapelfeldt)  nutzen in ihren repräsentativen Funktion Social Web-Angebote

Immerhin gibt es seit einigen Wochen den Leitfaden "Social Media in der Hamburger Verwaltung" (.pdf), allerdings gilt der nur für die Mitarbeiter der Verwaltung, nicht für deren Chefs.

Einen Überblick welche Hamburger Ämter, Behörden und die Senats- und Bürgerschaftskanzleien das Social Web nutzten, findet sich in der Anlage zur Antwort (.pdf).

Der Hamburger Wahlbeobachter wird die Web 2.0-Aktivitäten und die Kommunikation des Senates weiter beobachten und freut sich schon jetzt auf die 1. Social Media Charts des Hamburger Senats. Vielleicht ja in der nächsten Legislatur? 

Nachtrag:  Die in der Kleinen Anfrage erwähnte Studie SWAI-Benchmark 2011 "Deutsche Regierungen im Social Web: Bitte, bitte kein Dialog!" des Institutes für PR Dresden | Ilmenau im Auftrag von stawowy media  findet sich hier. Ein Kurzbericht ist als .pdf hier abrufbar.
Ergebnis: Hamburg landet im Gesamtvergleich aller Bundesländer auf Platz 9 und erreicht genau den Durchschnittswert: 26 von 100 Punkten.



6 Kommentare:

  1. Die Frage, warum der Senat sich erst einen teuren Hashtag bei Twitter kauft, und ihn dann nicht benutzt, wurde leider nicht beantwortet. ;) #fail

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  2. Die Formulierung von Frau Artus dazu war in der Tat etwas unglücklich, weil das etwas assoziiert, was es nicht ist: "Seit 21. März 2011 verfügt der Hamburger Senat sogar über einen eigenen sogenannten Hashtag bei Twitter, #hhsenat."

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  3. Die kleine Anfrage ist in ihrem Ansatz kurzsichtig und zeugt von wenig Kenntnis - zunächst wäre mal die Frage zu beantworten, wo denn der Nutzen und Gewinn für den Bürger läge, wenn sich Senatoren und Behörden täglich auf Twitter oder youtube tummelten!!!
    Nur weil etwas technisch möglich ist, ist es nicht auch gleich sinnvoll. Man muss sich nur die online-Kommunikation von wahlkämpfenden Politikern anschauen - zu 90% sind das inhaltslose, von Praktikantenteams abgesetzte Hülsen. Pauschal zu fordern, die Verwaltung müsste das dem Bürger (aus Steuermitteln finanziert) anbieten, ohne nach dem Nutzen zu fragen, ist schlicht dumm.
    Ganz abgesehen von so kleinen Details wie der Tatsache, dass ein Senator/eine Senatorin nicht gleichzeitig als Präses seiner/ihrer Behörde und als politische Einzelperson kommunizieren darf und z.B. die Mitarbeiter der Verwaltung keine deartigen Aufgaben für ihn/sie übernehmen dürften (Stichwort Gewaltenteilung).

    Nichts regt mich mehr auf als die stumpfe Forderung "jetzt macht mal Social Web, das gehört heute dazu!" ohne nach dem Nutzen zu fragen... der ist nämlich für den Bürger bis auf wenige Ausnahmen gleich Null.

    Im übrigen: wer Social Media-Einsatz bei der FHH verstärken will, der muss auch ausreichend Mitarbeiter mit der fachlichen Kompetenz dafür beschäftigen. Von nix kommt nix.

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  4. Sehr geehrter "Anonymus", über konstruktive Kritik zum Blog und zu seinen Inhalten freue ich mich immer sehr.

    Gerne würde ich auf Ihre Punkte eingehen, da ich aber gar nicht weiss wer Sie sind, sehe ich mich aktuell außerstande Ihnen zu antworten. Klar, ein frustrierter und überarbeiteter Mitarbeiter einer Senatsbehörde wird sich über so eine Anfrage nicht freuen, bedeutet sie doch perspektivisch zustätzliche Mehrarbeit.

    Sowohl die Fragestellerin Artus als auch mein Name sind bekannt. Um die Qualität der Diskussion zu sichern, würde ich mich freuen wenn man an dieser Stelle mit Klarnamen diskutieren würde. Danke!

    In Vorfreude auf eine angeregte Diskussion.
    Der WAHLBEOBACHTER

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  5. Ich bin zwar nicht "Anonymus" und komme auch nicht aus Hamburg - finde aber seine Anmerkungen sehr interessant.

    Insofern könnte ich diese jetzt einfach copy & paste-mäßig übernehmen, in der Hoffnung, dass dann darauf reagiert wird. Aber das kann man sich doch sicherlich jetzt sparen, oder?

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  6. Danke für Ihren "copy&paste"-Eintrag lieber Jens Matheuszik ;)

    Auch wenn ich eine persönliche Diskussion einer via Kommentarspalte immer vorziehe, hier mal im Schnelldurchlauf meine Antworten auf den "Anonymus"-Kommentar:

    1. Weder mein Beitrag, noch die "Kleine Anfrage" haben gefordert, das ein Senator/Staatsrat oder der Senat (täglich) twittern soll!

    2. Niemand fordert, dass alle technischen Möglichkeiten, die die digitale Kommunikation bietet, genutzt werden müssen!

    3. Selbstverständlich benötigt jede Verwaltung und Institution eine grundlegende Social-Media-Strategie, bevor man operativ tätig wird. Hamburg besitzt soetwas z.Zt. leider noch nicht und in absehbarer Zeit wird es solch eine Strategie wohl auch nicht geben.
    Meine Blogbeitrag sollte eine Diskussion hierzu anregen und in Gang bringen. Dies hat nun ja auch funktioniert.

    4. Wenn die Mehrheit der "Unter 30jährigen" (bekanntlich gerne als politikverdrossen in eine Schublade geschoben) sich über politische Inhalte ausschliesslich im www informiert, sollte jede Regierung nachdenken, ob Flyer, Pressemitteilungen oder eben komplett nutzlose Informationsinstrumente der richtige Weg sind um mit dem Bürger in Dialog zu treten.
    Evaluierung der Kommunikation sollte eigentlich kontinuierlich erfolgen.

    5. Die Kosten und der Nutzen des Verwaltungshandeln müssen selbstverständlich im Vorfeld bewertet werden. Dies gilt allerdings auch für die bestehenden Instrumente. Die Konzipierung von möglichen Social-Media-Instrumenten für die Hamburger Verwaltung muss dann in enger Abstimmung mit z.B. einem Bürgerbeirat erfolgen, um nicht an der Nachfrage vorbei Instrumente aufzustetzen, nur weil Sie gerade schick und en vogue sind.

    6. In der aktuellen Diskussion um Bürgerbeiteiligung, Interaktion auch außerhalb des Wahlkampfes und Einbindung von Bürger in politische Prozesse, bieten Instrumente aus dem großen Social Media-Baukasten gute Chancen, um kostengünstig mit dem Bürger ins "Gespräch" zu kommen und die Schwarmintelligenz einer Stadt wie Hamburg synergetisch für die Stadt nutzen.

    7. Kommunikation via Social Media funktioniert NIE, wenn sie jemand macht, der keine Affinität zur Netzgemeinde besitzt. Selbstverständlich müssen hierzu Mitarbeiter in den Institutionen geschult werden und Mitarbeiter freiwillig von sich aus auch Interesse an einem Dialog mit (dem manchmal nervenden) Bürger haben.

    8. Hierzu benötigt man in der Verwaltung klare Regeln und Guidlines. Auch diese gibt es bisher noch nicht in Hamburg.

    Dies als stichwortartige Antwort auf den Kommentar von "Anonymus".

    Die Diskussion ist eröffnet!

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