An dieser Stelle befasse ich mich seit gut einem Jahr mit der Kommunikation der Hamburger Politiker. Bisher lag der Schwerpunkt auf der Onlinekommunikation und den Aktivitäten in den sozialen Netzen. So veröffentliche ich monatlich z.B. die Facebook-, Twitter- und Social-Media-Charts der Hamburgischen Bürgerschaft.
Nun sind die Abgeordneten der 20. Hamburgischen Bürgerschaft seit gut acht Monaten "im Dienst", Zeit einmal umfassend den Bürgerdialog der 121 Parlamentarier zu analysieren.
Dafür werde ich vier Kategorien einzeln auswerten und am Ende den Abgeordneten küren, der aus meiner Sicht am besten mit dem Bürger kommuniziert.- Bürgeranfrage
- Webseite
- Soziale Netzwerke
- Bürgerdialog
Mit diesem Post beginne ich mit der 1. Kategorie: Die Bürgeranfrage.
Bereits vor der parlamentarischen Sommerpause habe ich hierfür am 21. Juni 2011 unter einem Alias-Namen* eine Email versendet, in der ich allen 121 Abgeordneten die selben zwei Fragen gestellt habe:
Ich lese immer, dass das Hamburger Parlament ein "Feierabendparlament" ist. Stimmt das? Wieviele Stunden in der Woche arbeiten Sie denn als Abgeordneter?
Email an die Abgeordneten |
Insgesamt habe ich innerhalb von 43 Tagen 68 Antworten erhalten, dies entspricht einer Antwortquote von 56,2% für die gesamte Bürgerschaft. Aufgeschlüsselt auf die Fraktionen ergeben sich folgende Quoten:
33 Antworten = 53,2%
17 Antworten = 60,7%
8 Antworten = 57,1%
5 Antworten = 55,5%
5 Antworten = 62,5%
Die Testergebnisse im Einzelnen:
Name | Fraktion | Antwortzeit | Antwort (Qualität) | Einladung | Gesamt |
Dr. Walter Scheuerl | CDU | XXX | X | - | 4 |
Doris Müller | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Katharina Wolff | CDU | XXX | XXX | XXX | 9 |
Kersten Artus | Die LINKE. | XXX | XXX | - | 6 |
Christiane Schneider | Die LINKE. | XXX | XXX | XXX | 9 |
Dr. Till Steffen | GAL | XXX | XXX | X | 7 |
André Trepoll | CDU | XXX | XX | - | 5 |
Anjes Tjarks | GAL | XXX | XXX | - | 6 |
Juliane Timmernann | SPD | XXX | XXX | XXX | 9 |
Thomas Völsch | SPD | XXX | XXX | X | 7 |
Sabine Steppat | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Gunnar Eisold | SPD | XXX | XX | - | 5 |
Martina Koeppen | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Annkathrin Kammeyer | SPD | XXX | XXX | X | 7 |
Hansjörg Schmidt | SPD | XXX | XX | XXX | 8 |
Dr. Mathias Petersen | SPD | XXX | XX | - | 5 |
Hjalmar Stemmann | CDU | XXX | XXX | X | 7 |
Karin Prien | CDU | XXX | XXX | - | 6 |
Dieter Wersich | CDU | XXX | XXX | - | 6 |
Andrea Rugbarth | SPD | XXX | XXX* | X | 7 |
Matthias Albrecht | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Erck Rickmers | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Dr. Kurt Duwe | FDP | XXX | XXX | - | 6 |
Robert Heinemann | CDU | XXX | XX | X | 6 |
Olaf Duge | GAL | XXX | XXX | - | 6 |
Dr. Stefanie von Berg | GAL | XXX | XXX | XXX | 9 |
Gerhard Lein | SPD | XXX | XXX | XXX | 9 |
Heike Sudmann | Die LINKE. | XXX | XXX | - | 6 |
Roland Heintze | CDU | XXX | XXX | XX | 8 |
Anne Krischok | SPD | XXX | XX | XX | 7 |
Philipp-Sebastian Kühn | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Ali Simsek | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Jan-Hinrich Fock | SPD | XXX | XXX | X | 7 |
Frank Schira | CDU | XXX | XX | XXX | 8 |
Daniel Gritz | SPD | XXX | XXX | X | 7 |
Barbara Duden | SPD | XXX | XX* | - | 5 |
Klaus-Peter Hesse | CDU | XXX | XXX | XXX | 9 |
Hans-Detlef Roock | CDU | XXX | X | - | 4 |
Dennis Gladiator | CDU | XXX | XXX | X | 7 |
Heino Vahldieck | CDU | XXX | XXX | - | 6 |
Lars Holster | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Cansu Özdemir | Die LINKE. | XXX | XX | - | 5 |
Peri Arndt | SPD | XXX | XXX | X | 7 |
Dr. Martin Schäfer | SPD | XXX | XXX | XXX | 9 |
Heidrun Schmitt | GAL | XXX | XX | - | 5 |
Martina Kaesbach | FDP | XXX | XX | - | 5 |
Dr. Christel Oldenburg | SPD | XXX | XXX | XX | 8 |
Dorothee Martin | SPD | XXX | XXX | XXX | 9 |
Frank Wiesner | SPD | XXX | XXX | - | 6 |
Katja Suding | FDP | XXX | XXX | - | 6 |
Birgit Stöver | CDU | XXX | XXX | XXX | 9 |
Christiane Blömeke | GAL | XX | XXX | XXX | 8 |
Dr. Joachim Bischoff | Die LINKE. | XX | XXX | - | 5 |
Gert Kekstadt | SPD | XX | XX | X | 5 |
Christoph de Vries | CDU | XX | XXX | XXX | 8 |
Karin Timmermann | SPD | XX | XX* | X | 5 |
Robert Bläsing | FDP | XX | XX | - | 4 |
Frank Schmitt | SPD | XX | XXX* | - | 5 |
Urs Tabbert | SPD | XX | XXX | XXX | 8 |
Anja Domres | SPD | XX | XX | - | 4 |
Hildegard Jürgens | SPD | X | XX* | XXX | 6 |
Jens-Peter Schwieger | SPD | X | XXX | X | 5 |
Gabi Dobusch | SPD | X | XXX | - | 4 |
Carola Thimm | SPD | X | XX | XX | 5 |
Jens Kerstan | GAL | X | XXX | XX | 6 |
Viviane Spethmann | CDU | X | XXX* | - | 4 |
Karl-Heinz Warnholz | CDU | X | XXX | X | 5 |
Christa Goetsch | GAL | X | XX | X | 4 |
Die mit * gekennzeichneten Parlamentarier haben nicht persönlich geantwortet, sondern einen Mitarbeiter antworten lassen.
Allen anderen - hier nicht aufgeführten - Abgeordneten sind der Bürger und seine Fragen anscheinend nicht so wichtig. Von ihnen habe ich leider keine Antwort erhalten. In der Kategorie Bürgeranfrage erhalten sie somit: 0 Punkte.
Insgesamt konnten 8 Abgeordnete die Höchstpunktzahl von 9 Punkten erreichen. Diese sind grün gekennzeichnet:
9 |
Die Punkte wurden wie folgt verteilt:
Antwortzeit:
XXX innerhalb von 3 Tagen
XX innerhalb von 7 Tagen
X geantwortet
Antwort (Qualität):
XXX umfangreich, persönlich geantwortet, alle Fragen beantwortet
XX persönlich geantwortet, ausführliche Antwort, nicht alle Fragen beantwortet
X kurz geantwortet/Mitarbeiter hat geantwortet, nicht alle Fragen beantwortet
Einladung:
XXX persönliche Einladung zu Gespräch/ins Parlament
XX Hinweis auf Möglichkeit Bürgerschaft zu besuchen
X Hinweis auf Parteiveranstaltung und Webseiten
Die schnellste Antwort erhielt ich bereits nach nur 12 Minuten vom parteilosen Rechtsanwalt Dr. Walter Scheuerl aus der CDU-Fraktion. Die letzte Antwort erhliet ich von der ehemaligen GAL-Senatorin Christa Goetsch, die mir nach 42 Tagen, 18 Stunden und 50 Minuten meine Fragen beantwortete.
Da ich insgesamt positiv von der Qualität und dem Inhalt der Antworten aller Politiker überrascht war, möchte ich nur drei Abgeordnete hervorheben, die sowohl schnell, kompetent, freundlich und äußerst umfangreich geantwortet haben:
Katharina Wolff (CDU) nach 19 Minuten
Christiane Schneider (Die LINKE.) nach 22 Minuten
Juliane Timmermann (SPD) nach 1 Stunde und 2 Minuten
Zum Schluß noch einige Kuriosa im Schnelldurchlauf:
- Die Abgeordnete Peri Arndt (SPD) sendete mir ein Word-Dokument mit ihrer Antwort
- Der Abgeordnte Urs Tabbert (SPD) sendete mir ein .pdf-Dokument mit seiner Antwort
- Der Mitarbeiter von Ksenija Bekeris (SPD) schrieb mir eine Email, die als interne Email an die Abgeordnete gehen sollte. In dieser fragt er, ob er die Email wirklich beantworten soll, da er doch keine Ahnung hat, wie viele Stunden Frau Bekeris arbeitet. Nachdem ich ihn auf den kleinen Fauxpas aufmerksam gemacht hatte kam dann leider keine weitere Antwort auf meine eigentlichen Fragen mehr. Sehr unprofessionell.
Ist schon 'ne gute Idee. Allerdings: zu spontanes Antworten muss auch kein gutes Zeichen sein. Sonst etwa nix zu tun? Passt in der Bürgerschafts-(Ausschuss-sitzung nicht besonders auf?
AntwortenLöschenAlso, Vorschlag: Keine Feststellung, nach wieviel Minuten bereits geantwortet wurde; wohl aber, wie viele Tage seit der Anfrage verstichen sind.
Gerhard Lein
Vielen Dank Herr MdHB Lein.
AntwortenLöschenGerade vor dem Hintergrund, dass es sich ja um ein "Teilzeit"-Parlament handelt und Schnelligkeit nicht alles ist, habe ich darauf verzichtet, die genauen Antwortzeiten zu veröffentlichen.
Ich finde aber schon, dass es einen Unterschied macht, ob man nach 7 Tagen oder nach knapp 2 Monaten eine Antwort erhält ;)
Und die Email wurde an einem Dienstag OHNE Bürgerschafts- und Fraktionssitzungen versendet. Siehe: http://hamburgische-buergerschaft.de/cms_de.php?templ=akt_tagesplan.tpl&sub1=62&sub2=66&sub3=121&cont=105&year=2011&month=6&day=21
Nur das Präsidium tagte.
Interessanter Test, jedoch hätte ich mir das Vorführen eines MdHB Mitarbeiters gespart, bzw. auf die Nennung des Names des zug. MdHBs verzichtet. Jeder macht Fehler, aber dieses so für jedermann öffentlich zu machen geht zu weit.
AntwortenLöschenLieber "Anonym",
AntwortenLöschenich fände es immer schön, wenn Kommentare auch mit Klarnahmen erfolgen könnten. Auch wenn der Kommentar aus dem Büro Bekeris kommt.
Ich verstehe Ihre Kritik. Da ich aber extra KEINEN Namen des Mitarbeiters veröffentlicht habe, ist dieser durchaus geschützt. Und das dies ein einmaliger Fauxpas war ist aus der Formulierung durchaus ersichtlich. Zudem hätte man ja dem Emailschreiber auch antworten können und vielleicht auch noch die eigentlichen Fragen beantworten können. Dies sind dann insgesamt schon 3 Fehler. Das kann man dann auch mal öffentlich machen.
Hallo Martin,
AntwortenLöschengute Idee, längerfristig das Onlinegebahren unserer so genannten Volksvertreter jenseits von abgeordnetenwatch unter die Lupe zu nehmen.
Deine Aktionen sind schon seitens einiger GALier auf Unmut gestoßen. Du bist also auf dem richtigen Weg. Weiter so!
Lieber Querulator, vielen Dank für das Lob, dass mich natürlich freut. Unmut will ich aber mit meinem Blog nicht erzeugen. Meine Postings sollen anregen, motivieren und inspirieren und am Ende des Tages vielleicht ein wenig die politische Kultur in Hamburg verbessern.
AntwortenLöschenGerne kann sich die GAL an mich wenden.
Martin
Hallo Martin,
AntwortenLöschennatürlich bin ich davon ausgegangen, dass du mit deinem Blog keinen Unmut erzeugen wolltest. Dennoch ist es ein gutes Zeichen, wenn man Politiker etwas in Wallungen bringt.
Normalerweise werden Ideen, Vorschläge und Meinungen einfacher Bürger nicht ernst genommen. Es sei denn, wenn sie selbst in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten.
Dann wird oft reflexhaft nach dem volkstümlichen Motto vorgegangen: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."
Angepasst an die Polit-Kaste: "Was der Politiker nicht kennt, unterstützt bzw. untersucht er nicht - sondern bekämpft es erstmal."
Da ist die oben erwähnte Unmutsbekundung eine ehrliche Art der Aufmerksamkeit. Es braucht immer ein bisschen länger, bis die meisten unserer so genannten Volksvertreter wirklich verstehen, was Sache ist.
Eindrucksvoll beispielsweise die völlige Verkennung geltenden Rechts seitens eines Gemeinderats: Dieser hielt es für eine gute Idee, abgeordnetenwatch anwaltlich zu bedrohen.
http://blog.abgeordnetenwatch.de/2011/07/13/mit-einer-einstweiligen-verfugung-gegen-transparenz-und-offentlichen-burgerdialog/
Für abgeordnetenwatch war's eher eine kostenlose PR-Aktion; der betreffende Geheimrat lässt sich übrigens sehr leicht ermitteln.
Daher aufgepasst: Immer hübsch alle juristischen Formalismen einhalten und vielleicht mal einen Medienanwalt kontrollierend über den Blog gehen lassen, damit man keine ungebetene Anwaltspost bekommt.
Viel Erfolg!
Vielen Dank für das umfangreiche Feedback "Querulator". So gesehen bin ich natürlich dann gerne jemand der für "Unmut" sorgt, wenn sie denn dann auch positive Veränderungen erzeugt.
AntwortenLöschenOffizieller Aufruf: Welcher Medienanwalt würde den Blog denn gerne ehrenamtlich unterstützen? Dr. Prinz, Prof. Scherz bitte melden.
Sehr geehrter Herr Fuchs,
AntwortenLöschenich habe eine Nachfrage zu Ihrem „Hamburger Abgeordneten-Test“:
Ich bin sehr irritiert, dass Sie mich als einen Abgeordneten führen, der auf Ihre Anfrage nicht geantwortet hat. Mein Büro hat Ihnen
am 30. Juni meine sehr ausführliche und persönliche Antwort auf die vermeintliche Bürgeranfrage zugeleitet. Diese E-Mail scheint Ihnen entgangen zu sein.
Möglicherweise ist das auch bei anderen Kolleginnen und Kollegen der Fall.
Wie valide bewerten Sie vor diesem Hintergrund das im Netz publizierte Ergebnis Ihres Tests?
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Kerstan
Besten Dank Herr Kerstan für Ihren Kommentar. Die Antwort habe ich Ihnen via Email auf Ihre zusätzliche zu diesen Kommentar soeben zugesendet. Bei mir ist leider KEINE Antwort Ihres Büros eingegangen?
AntwortenLöschenSehr geehrter Herr Fuchs,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre Mail. Mein Büro wird Ihnen gern noch einmal meine Antwort vom 30. Juni 2011 zuleiten, damit Sie den Abgeordneten-Test wie vorgeschlagen aktualisieren können.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Kerstan