Wahlbeobachter in den Medien

Mittwoch, 16. November 2011

The very best of ...Kleine Anfragen #6: Alkoholmissbrauch

Eine der wichtigsten Aufgaben des Parlaments, ist die Kontrolle der Regierung. Im Falle der Hansestadt Hamburg, kontrolliert also die Hamburgische Bürgerschaft den Senat.  

Die "Kleine Anfrage" ist dabei eines der wirkungsvollsten Kontrollinstrumente:

Quelle: www.hamburgische-buergerschaft.de
Aus der Vielzahl von "Kleinen Anfragen", die im Laufe einer Woche an den Senat gestellt werden, präsentiere ich in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle Anfragen, die ich besonders interessant finde. 


 Heute: 

#6 Finanziert die Solidargemeinschaft den Alkoholmissbrauch Einzelner? 
gestellt von: Dennis Thering (CDU) 

Passend zur aktuellen Forderung der Jungen Union Hamburg, das gerade eingeführte Alkoholverbot in den öffentlichen Verkehrsmitteln Hamburgs wieder abzuschaffen, befasst sich der junge Abgeordnete mit den Kosten des Alkolmissbrauchs in Hamburg und fragt:   




"Wie viele Personen wurden in den Jahren 2009, 2010 und 2011 in Folge einer Alkoholvergiftung in ein Hamburger Krankenhaus eingeliefert und behandelt?"


Gewohnt pünktlich, kam acht Tage später die Antwort des Senats:

Die Behörden erfassen nur die Zahlen über die vollstationären Fälle, die mit der Hauptdiagnose F10.0 (Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen) in Hamburger Krankenhäusern behandelt wurden. Für das Jahr 2011 liegen noch keine vollständigen Zahlen vor. Für 2009 und 2010 sehen die Zahlen wie folgt aus:

2009: 839
2010: 869

Detaillierte Zahlen zu Altersgruppe und Monat findet man in der Antwort.
Eine genaue Kostenangabe ist aufgrund der unterschiedlichen Diagnosen leider nicht möglich. Der Krankentransport würde aber pauschal 314,00 EUR und eine stationäre Behandlung 484,93 EUR am Tag kosten.
Im Jahr vergiften sich also ca. 800 - 900 Hamburger mit Alkohol und werden in Hamburger Krankenhäusern behandelt. Nun wäre natürlich noch interessant, wieviele sich davon in der HVV vergiften, um zu sehen welche Folgekosten allein durch Alkoholkonsum z.b. in der Hochbahn entstehen.

Was die Statistik bereits verrät: Die Zahl der vergifteten Jugendlichen, eine der Zielgruppen des Alkoholverbotes, ist in den Jahren 2009 und 2010 fast gleich geblieben. Ein Zuwachs ist nicht zu verzeichnen. 

Recht, wenn sie der SPD-Regierung HVV Symbolpolitik vorwirft? Die Initiative fordert den SPD-geführten Senat auf, ihren 85% Anteil an der HVV-GmbH zu nutzen und sich gegen das Verbot zu stellen. Hierfür will sie 10.000 Unterschriften in sechs Monaten sammeln.


Fazit: 0,004% der Hamburger vergiften sich jährlich mit Alkohol und müssen daraufhin stationär behandelt werden. Die entstehenden Kosten tragen zum Großteil die anderen 99,99% der Bevölkerung.




3 Kommentare:

  1. Gefordert und eingeführt hat das Alkoholverbot der Vorgänger von Herrn Scholz, wie hieß der nochmal...nicht Ole! ;-)

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  2. Besten Dank für den Hinweis. Das würde dann ja bedeuten, dass sich die junge Genberation der CDU sowohl von Ole von Beust, als auch von Christoph Ahlhaus distanziert. Spannend!

    Oder vielleicht weiß die Junge Union ja gar nicht, wer das Verbot eingeführt hat?

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  3. ...zur weiteren Ergänzung: Der HVV und auch die Verkehrsunternehmen waren keine Fans der ersten Stunde und haben sich gegen ein solches Verbot ausgesprochen. Letztlich hat aber eine Fahrgastbefragung gezeigt, dass 86 Prozent der Fahrgäste ein solches Verbot wünschen. Hintergrund bei der Einführung waren aber keine "harten Fakten", wie weniger Gewalt, Alkoholexzesse etc. sondern vielmehr der Wohlfühlfaktor in den Öffentlichen Verkehren.

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