Wahlbeobachter in den Medien

Donnerstag, 3. Mai 2012

Arschlöcher, Brieftauben und die gute Kinderstube

Was macht man an einem sonnigen Feierabend an einem Brückentag in der Nähe der Hamburger Alster?

Man setzt sich in einen gut gelüfteten Konferenzraum der Macromedia Hochschule Hamburg und diskutiert über das Thema "Social Media - Alles nur Hype oder Chance für den politischen Bürgerdialog?" 

Auf die Einladung der Bürgerschaftsabgeordenten Katharina Wolff (CDU) folgten neben den Diskutanten

© Foto (Romy Mlinzk)
Dr. Peter Tauber (CDU, Mitglied des Deutschen Bundestages, Gründer Cnetz)
Dr. Gunnar Bender (Director Policy Facebook Deutschland) 
Martin Fuchs (Politikberater, Blogger)

circa 60-70 Gäste. Dabei waren unter anderem der Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion Dietrich Wersich, der medienpolitishe Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Andreas C. Wankum, sowie Vertreter verschiedener anderer Parteien. 




Ein Versuch einer kurzen Zusammenfassung der Diskussion, anhand der Tweets mit dem Hashtag #smphh

Neben den sehr aktiven Gästen vor Ort hatten sich 27 Twitterarti mit 148 Tweets an der Diskussion via Twitter beteiligt.

Diesen Tweet habe ich dann auch gleich mit ein paar Zahlen im Eingangsstatement bestätigt. 1,4 Millionen Hamburger haben einen Internetanschluß und knapp eine Million Hanseaten sind bei Facebook aktiv. 77% der 18-29Jährigen informieren sich über Politik nur noch online und in sozialen Netzwerken. Und 63% der Zielgruppe nimmt Kontakt zu Politikern nur noch online auf.


Der Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich betonte in seiner Begrüßung nochmal auf was es Politikern ankommt. Zudem findet er es sehr reizvoll mit vielen Menschen auf Augenhöhe zu diskutieren und begrüßt daher die Idee von Social Media.

Die 100 Tweets am Morgen, in denen er erfährt, dass alle aufgestanden sind, interessieren ihn aber weniger.

Peter Tauber erklärte daraufhin sehr anschaulich, wie er die sozialen Netzwerke täglich nutzt und das es Ihm weniger um das Campainging zwischen den Wahlen geht, als um die direkte Interaktion mit seinen Followern. Dieser Austausch erleichtert oftmals seine Arbeit sehr. Stichwort: #Schwarmintelligenz. 
Hierfür braucht es keinen neuen Politikertyp. 


Gunnar Bender erklärt den grundsätzlichen Medien- und Kulturwandel von Social Media anhand des Vergleichs mit Medienhäusern. Im Jahr 2012 ist jeder Twitterati und Faceboooker sein eigenes Medienhaus. Darauf müssen sich Politiker einstellen. Und Social Media ist das "Internet der Menschen".



Social Media erlaubt auch einmal Fehler, nicht jedes Posting muss perfekt sein, auch nicht bei Spitzenpolitikern. Politiker sollten deshalb keine Angst vor Kontrollverlust und Shirtstorms haben. Authentizität ist das wichtigste Gut und dazu ein bisschen Medienkompetenz.  



Der Umgang mit Kritik via Social Media muss auch erst gelernt werden und ist für viele Politiker gewöhnungsbedürftig. Peter Tauber hat eine ganz gute eigene Strategie entwickelt, die auch erfolgreich ist. Die heftigste Kritik kommt sowieso via Email. 


Da Politik nicht ohne Volk funktioniert, ist Social Media ein Weg für Dialog, um Dinge zu erklären und begreiflich zu machen. Aber Wähler und Politiker müssen lernen, dass Social Media und Politik nicht zwei verschiedene Dinge sind. Ab und zu ist dann auch Stille die beste Kommunikation.


Peter Tauber ist fest davon überzeugt, dass Social Media das Negative in unserer Gesellschaft aus dem Verborgenen holt und transparent macht, es war aber immer schon da. Entscheidend ist eine gute Kinderstube und das Werte auch im Netz Gültigkeit haben. Bender fügt hinzu: Was im realen Leben verboten ist, ist auch im Netz verboten. So einfach ist das.  

Nachdem aus dem Publikum wieder das überstrapazierte Buzzword vom Internet als "rechtsfreier" Raum kam, erklärte Peter Tauber nochmal eindrücklich, dass dies nicht stimmt. #Brandrede.
Entscheidend ist die Medienkompetenz.



Ich bin fest davon überzeugt, dass man via Social Media Vertrauen auf Seiten der Politik zurückgewinnen kann und die Piratenpartei zeigt aktuell, dass Wähler eher Parteien verdrossen sind, als Politik verdrossen. Die Zielgruppenansprache ist aber schon unterschiedlich zu der bisherigen Kommunikation.
Am Ende entscheiden aber die Inhalte, die stimmen müssen, nicht die Form oder der Kanal.



Und das passende Schlußwort lieferte Prof. Dr. Andreas Hebbel-Seeger:


Auch ich fand den Abend inspirierend, spannend und unterhaltsam und würde mich sehr freuen, wenn er an anderer Stelle mit anderen politischen Entscheidungsträgern weitergeführt würde. 

Schade auch diesmal wieder, dass sich keiner der aktiven Social-Media-Nutzer aus den anderen Fraktionen der Bürgerschaft an der Diskussion beteiligt hat. Hansjörg Schmidt (SPD) sei einmal in dieser Kritik ausgenommen, am Rande twitterte er auch mit, wenn auch nicht direkt zur Diskussion. 

Nur weil die CDU einlädt sollte dies noch lange keine reine Fraktionsveranstaltung sein. Auch dies gehört zum Kulturwandel in der Politik. SPDGALFDPLINKE #Fail

P.S. Nachdem ich öfter mit der Brieftaube argumentiert hatte und es Peter Tauber trotz mehrmaliger Wiederholung verpasst hat auf seinen Newsletter BriefTauber hinzuweisen, hier noch der Link zum Newsletter ;) 

Einige Impressionen im Schnelldurchlauf

Begrüßungsstatement durch den Vorsitzenden der CDU-Bürgerschaftsfraktion Dietrich Wersich 

v.l.n.r. Martin Fuchs, Dr. Peter Tauber, Katharina Wolff und Dr. Gunnar Bender

Ganz rechts im Bild: Die Tweet-Wall ;) 







Das Panel in Aktion.
Martin Fuchs, Dr. Peter Tauber und Katharina Wolff.









Ein bisschen Spaß muss sein. Das Panel lacht. Ich winke.










Aus der Diskussion. Dr. Gunnar Bender im Gespräch mit Katharina Wolff.










Das Panel aus Sicht der Tweet-Wall. Ich gebe den MC. 










Die Diskussion aus Sicht des Gäste.











Get Together im Anschluss an die Diskussion.










Copyright: © Fotos by Katharina Wolff
Weitere Impressionen von der Veranstaltung gibt es auf den Seiten von Katharina Wolff. 


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