forsa Studie Wähler und Nichtwähler 2013 |
Das Stefan Raab in dieser Runde Fragen stellen darf hat er ProSieben Sat.1-Beirat und Ex-Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber zu verdanken, der Stefan Raab in einem großen SPIEGEL-Interview ins Gespräch gebracht hatte.
Über Stefan Raab wurde in den vergangenen Wochen viel diskutiert, dabei ist die Grundlage von Stoibers Forderung, nämlich eine forsa-Umfrage zu den Nichtwählern im Auftrag der ProSiebenSat.1 Media AG fast untergegangen. Aus diesem Grund möchte ich einige spannende Erkenntnisse der Umfrage hinsichtlich des Kommunikations- und Informationsverhaltens von Nichtwählern hier nochmal präsentieren.
Die komplette Studie kann hier als .pdf heruntergladen werden.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sie immer mehr werden. So stieg allein zwischen den Bundestagswahlen 1998 und 2009 die Zahl der Nichtwähler von 10,8 auf 18,1 Millionen Bürger. Wichtigste Erkenntniss der Fokus-Gruppen ist, dass sich diese Wähler nicht komplett aus der Politik zurückziehen, sondern lediglich als "Wähler auf Urlaub" fühlen und hoffen bald wieder an Wahlen teilzunehmen.
Wer sind die Nichtwähler?
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 12 |
Nichtwähler haben ein signifikant geringeres Haushaltseinkommen als Unentschlossene und Wähler. Insgesamt haben Nichtwähler auch weniger optimistische Wirtschaftserwartungen als Wähler.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 19 |
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Engagement-Bereitschaft bei Nichtwählern geringer ausgeprägt ist, als bei Wählern und Unentschlossenen. So sind 53 Prozent der Wähler, aber nur 34 Prozent der Nichtwähler Mitglied in einem Verein.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 20 |
Die Beteiligung an Protestaktionen ist allerdings bei Nichtwählern genauso hoch wie bei Wählern. Ebenso beteiligen sich Nichtwähler fast genauso stark an Unterschriftenaktionen und Bürgerinitiativen wie Wähler. Insgesamt haben sich schon einmal 24 Prozent der wählenden Bundesbürger an einer Protestaktion beteiligt, bei den Nichtwählern sind es 23 Prozent.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 17 |
Wie informieren sich Nichtwähler?
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 21 |
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 23 |
Bei den beiden jüngeren Altersgruppen, also den 18-29jährigen und 30-45jährigen Nichtwählern sieht das Informationsverhalten dann schon deutlich anders aus. Hier wird das Internet häufiger als alle anderen Medien als Informations-quelle genutzt - auch für politische Inhalte.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 27 |
Interessant ist zudem der Blick auf die Nutzung von sozialen Netzwerken durch Nichtwähler:
Soziale Netzwerke sowie Blogs oder Internet-Foren werden von den Nichtwählern in etwas stärkerem Maße genutzt als von Wählern und Un- entschlossenen.
Wie werden aus Nichtwählern Wähler?
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 52 |
Auch wenn immer wieder der Ruf nach "mehr direkter Demokratie" laut wird denkt nur ein geringer Anteil der Befragten, dass mit "direkter Demokratie" die Wahlbeteiligung steigen würde: Nur 13 Prozent der Wähler und 23 Prozent der Nichtwähler sind der Meinung, dass ein Mehr an „direkter Demokratie“ zu einer höheren Wahl- beteiligung führe.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 53 |
Im Gegensatz dazu stoßen Online-Wahlen auf sehr viel mehr Zuspruch: Online-Wahlen werden von der Mehrheit der Befragten begrüßt. Insbesondere bei der jungen Zielgruppe, 91 Prozent der unentschlossenen Jungwähler und 70 Prozent der jungen Nichtwähler würden von der Möglichkeit der Online-Wahl gebrauch machen,
Ob allerdings die Wahl- beteiligung tatsächlich steigen würde, wenn es Online-Wahlen gäbe, ist durchaus fraglich.
forsa Studie Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013, Seite 57 |
Das Internet wird als Medium von Wählern und Nichtwählern in der Altersgruppe 18-29 Jahre am meisten genutzt. Auch in den anderen Altersgruppen liegt es fast gleichauf mit Fernsehen und lokalen Zeitungen.
Im Wahlkampf 2013 wird also keine Partei diesen Kanal vernachlässigen können und dürfen.
Fazit:
Eine Großzahl der Nichtwähler haben heute das Gefühl, dass viele Politiker kein „Ohr“ mehr für sie, für ihre Sorgen, Nöte, Ängste und Probleme haben. Sie informieren sich aber weiterhin über das politische Geschehen - zumeist im Internet - und sind grundsätzlich bereit bei kommenden Wahlen auch wieder ihre Stimme abzugeben.
All dies zeigt, dass gerade soziale Netzwerke und internebasierte politische Kommunikation ein enormes Potential für die Ansprache von Nichtwählern bieten. In keinem anderen Medium können Politiker Bürgern so gut zuhören, mit ihnen in direkten Dialog treten und auf deren Wünsche und Meinungen direkt und ohne Filter eingehen.
Zudem informieren sich gerade junge Nichtwähler in sozialen Netzwerken und weiteren Internetangeboten über das Weltgeschehen und lokale Nachrichten. Genau hier also erreicht man potentielle Wähler mit seinen Themen.
Auf gehts Wahlkämpfer, die 72,7 Prozent Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl waren ein historischer Tiefstand auf Bundesebene. Zeit das sich was dreht! Die Tools stehen bereit.
Ein Crossposting dieses Beitrages findet sich auch auf politik-digital.de.
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