Wahlbeobachter in den Medien

Dienstag, 14. Mai 2013

Wer kommentiert auf Politiker-Facebook-Profilen?

Facebook ist das beliebteste soziale Online-Netzwerk der deutschen Internetnutzer und ist auch unter deutschen Politikern eine populäre Plattform für Kommunikation im Social Media-Bereich. Nutzer können dort mit Politikern direkt kommunizieren, indem sie deren Statusmeldungen kommentieren. Bisher ist jedoch unklar, wer diese Möglichkeit nutzt und welches Potential Facebook für die politische Kommunikation besitzt. Von zentraler Bedeutung ist dabei, ob es sich bei den Kommentatoren vor allem um Bürger handelt oder ob vor allem andere Anspruchsgruppen von Politikern, wie zum Beispiel Bürgerinitiativen, Verbände oder Unternehmen, diesen Zugang zu Politikern nutzen.

Technische Universität Ilmenau
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Dieser Gastbeitrag von Ann-Christin Nowak basiert auf ihrer Bachelorarbeit am Fachgebiet PR & Technikkommunikation des Instituts für Medien und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau, die sich der Fragestellung widmete: Wer sind die aktiven Facebook-Nutzer, die auf Profilen von Politikern deren Statusmeldungen kommentieren?

285 zufällig ausgewählte Kommentatoren von 59 Bundestagsabgeordneten und Landtagsabgeordneten wurden mittels einer Inhaltsanalyse ihrer Facebook-Profile, ihrer verfassten Beiträge und der von ihnen kommentierten Politiker-Facebook-Profile untersucht. Die Kommentatoren kommunizierten ausschließlich als Privatpersonen bzw. Bürger mit dem Politiker. Es konnte kein Hinweis darauf gefunden werden, dass Vertreter von Bürgerinitiativen, Verbänden oder Unternehmen diesen Kanal zur Ansprache von Politikern nutzen. Jedoch zeigte sich beim Großteil der Kommentatoren ein Engagement in einer oder mehreren Anspruchsgruppen von Politikern in Form von einem Interesse oder einer Mitgliedschaft.  

Das Engagement der Kommentatoren wurde anhand der angegebenen Interessen, Aktivitäten, Abonnements, „Gefällt mir“-Angaben, den Angaben auf der Info-Seite sowie dem verfassten Beitrag vorgenommen. Weitere Bestandteile des Facebook-Profils, wie zum Beispiel das Foto und der Name, konnten als Kontextinformation herangezogen werden.

Die Kommentatoren engagierten sich am häufigsten in politischen Organisationen (55%) und Parteien (38 %). 

Anspruchsgrupppen u.a. Partei, Wirtschaft, Soziales, Wissenschaft oder Umwelt
Engagement der Kommentatoren in einzelnen Anspruchsgruppen (n=285)

























Bei der Mehrheit der Kommentatoren wurde keine Angabe zur politischen Einstellung auf den Profilen getroffen. Diejenigen Kommentatoren mit einer politischen Einstellung tendierten jedoch vor allem zu den Linken (23 %) und der SPD (22 %). Schlusslicht war Bündnis 90/Die Grünen (12 %). Mit 78 Prozent der Kommentatoren waren es vor allem Männer, die diesen Weg der Kontaktaufnahme mit deutschen Parlamentariern wählen.

Das Durchschnittsalter der Kommentatoren von 46 Jahren spiegelte wider, dass gerade ältere Personen sich eher politisch engagieren. Hinsichtlich der Nutzung sozialer Online-Netzwerke zeigte sich auf der einen Seite, dass eher Personen aus Altersgruppen aktiv sind, die ansonsten einen geringen Anteil der Community-Nutzer ausmachen. Auf der anderen Seite entsprach die parteipolitische Ungebundenheit der Kommentatoren den Nutzern von sozialen Online-Netzwerken. Eine weitere erhobene Eigenschaft der Kommentatoren war deren Anzahl an Facebook-Freunden. Es zeigte sich jedoch keine Tendenz hinsichtlich der Größe des Netzwerks der untersuchten Kommentatoren.

Wurden Kommentatoren und Politiker gemeinsam betrachtet, zeigte sich, dass sowohl bei den Kommentatoren von Landtagsabgeordneten als auch von Bundestagsabgeordneten regionale Nähe zum kommentierten Politiker von großer Bedeutung ist. Ebenfalls kommentierten Nutzer, die eine Parteipräferenz aufweisen, hauptsächlich Politiker ihrer „eigenen“ Partei. Vor allem die FDP-Anhänger blieben unter sich. Dies könnte darauf hindeuten, dass Facebook von parteipolitisch gebundenen Kommentatoren stärker als Plattform für eine Art interne Parteikommunikation genutzt wird.  


 Parteiübereinstimmung von Kommentatoren und Politikern
Die Untersuchung der der inhaltlichen Ebene der Beiträge lässt die Vermutung zu, dass es sich bei den Kommentatoren häufig um private Kontakte des Politikers handelt und auf privaten Profilen vor allem privater Austausch stattfindet.

 

Fazit


Insgesamt hat sich gezeigt, dass hauptsächlich Bürger den Kommunikationskanal Facebook in Form des Kommentierens zur Kontaktaufnahme mit Politikern nutzen. Es konnte nicht ausgemacht werden, dass Facebook auf diese Weise von Unternehmen, Bürgerinitiativen oder Verbänden als Lobbying-Plattform genutzt wird. Facebook birgt demnach durchaus Potential für politische Kommunikation hinsichtlich der direkten Kommunikation zwischen Politiker und deren Zielgruppe der Bürger. Jedoch lassen die Ergebnisse auch darauf schließen, dass es sich bei den Bürgern, die auf Politiker-Facebook-Profilen kommentieren, wahrscheinlich um Personen handelt, die sowieso schon politisch aktiv sind. Zum einen zeigt sich im Vergleich der Kommentatoren sowohl mit Nutzern von sozialen Online-Netzwerken als auch mit Personen, die bestimmte politische Aktivitäten aufweisen, dass die untersuchten Kommentatoren in den Eigenschaften Geschlecht, Alter und politisches Interesse eher den politisch Aktiven entsprechen und weniger den durchschnittlichen Nutzern sozialer Online-Netzwerke.



Die Autorin

Ann-Christin Nowak hat ihre Bachelorarbeit am Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft (IfMK) der TU Ilmenau geschrieben. Nach ihrem Bachelorabschluss arbeitet sie als Volontärin bei einer Berliner Kommunikationsagentur.     











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