Wahlbeobachter in den Medien

Freitag, 28. Juni 2013

Wikipedia im Wahlkampf - Vergesst Wikipedia nicht!


Weiße Schrift auf blauem GrundDer Hamburger Wahlbeobachter-Blog goes Papier. Von nun an werde ich kontinuierlich in der "politik & kommunikation" über "Social Media in der Politilk" schreiben. Die erste Kolumne aus der Juli/August-Ausgabe dreht sich um Wikipedia. Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

 

Wikipedia – im Wahlkampf unterschätzt und vernachlässigt


Die aktuellen Zahlen des Hightech-Verbandes BITKOM zur Relevanz des Internets für den kommenden Bundestagswahlkampf beeindrucken: Laut Forsa-Umfrage informieren sich schon heute 60 Prozent der Bürger über politische Inhalte im Internet. In der Gruppe der Erst- und  Jungwähler schlägt das Internet – mit Ausnahme des Fernsehens - sogar alle anderen Medien als meistgenutzte Informationsquelle. Sie nutzen dabei neben Online-Nachrichtenportalen vor allem Social Media. Dies gilt sowohl für Wähler als auch für Nichtwähler. Letztere informieren sich sogar noch intensiver in Blogs, Foren und sozialen Netzwerken.

Screenshot Wikipediaseite Angela Merkel (CDU)
Soziale Netzwerke werden in der Öffentlichkeit häufig mit Facebook und Twitter gleichgesetzt. Das greift allerdings zu kurz: Gerade YouTube, Google+, Politiker-Blogs und auch Wikipedia sind wichtige Kanäle für politische Informationen.

Parteien, Politiker und Wahlkampfmanager vernachlässigen Wikipedia dabei sträflich. Die freie Online-Enzyklopädie gehört wohl zu den meist unterschätzten Online-Plattformen im Wahlkampf.

Screenshot Wikipediaseite Peer Steinbrück (SPD)

Weil sich kaum noch Wähler direkt auf Webseiten von Parteien, Politikern oder Ämtern informieren, steigt die Relevanz von Wikipedia. Viele ehrenamtliche und unabhängige Wikipedianer arbeiten gemeinsam an den Artikeln, jeder kann den Entstehungsprozess nachvollziehen - dadurch genießt die Plattform eine hohe Reputation und den Ruf, ausgewogene Information anzubieten. Mit monatlich über 230 Millionen Aufrufen gehört die deutsche Wikipedia zu den zehn meistbesuchten Webseiten in Deutschland.
Abrufstatistik Wikipediaseite Angela Merkel (CDU)


Im vergangenen Monat Mai zum Beispiel riefen Nutzer die deutsche Seite über Angela Merkel (CDU) knapp 60.000 Mal auf, die von SPD-Herausforderer Peer Steinbrück mehr als 23.000 Mal und die der grünen Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt mehr als 10.000 Mal. Aber auch Politiker aus der sogenannten zweiten Reihe erhalten beachtliche Abrufzahlen: Dorothee Bär (CSU) beispielsweise mit mehr als 18.000 Abrufe, Sebastian Edathy (SPD) mit 4800 Abrufen, Hans-Christian Ströbele (Grüne) mit 3300 Abrufen oder auch Petra Pau (Die LINKE) mit mehr als 1500 Abrufen. Diese Zahlen werden zur Wahl hin noch stärker ansteigen.

Vorteilhaft ist auch, dass diese Informationen leicht auffindbar sind: Bei fast jedem Politiker gehört die Wikipedia-Seite zu den ersten Treffern in den Suchmaschinen. Teilweise sogar noch vor (inaktuellen) Webseiten und anderen Social-Media-Profilen.

Screenshot Wikipediaseite Katrin Göring-Eckardt (Grüne)
Da das Projekt von der Freiwilligkeit und dem Engagement des Schwarms lebt, sind viele Politikerprofileartikel unvollständig, nicht aktuell und teilweise auch falsch. Es gibt keine Chefredaktion, an die man sich wenden könnte und keine festen Zuständigkeiten. Jeder Politiker sollte daher selbst prüfen, ob alle wichtigen Informationen, Positionen und politischen Erfolge im Beitrag abgebildet sind. Ist dies nicht der Fall, sollte er diese Informationen ergänzen und aktualisieren. Wichtig dabei: Jede Editierung muss mit Quellen belegt werden.

Dabei sollten Politiker nicht versuchen, kritische Informationen zu unterschlagen. Gerade kritische Töne machen den Artikel glaubwürdiger.

Für die Bearbeitung sollten sich Politiker am besten ein verifiziertes Benutzerkonto anlegen. Das fördert die Transparenz innerhalb der Community und erhöht das Vertrauen gegenüber den Wikipedianern, wissen sie dann doch, wer den Artikel geändert hat.   

Also: Wahlkämpfer, vergesst Wikipedia nicht! Gerade für unbekannte Kandidaten und politische Neueinsteiger ist die Plattform wichtiger als viele andere Wahlkampfinstrumente.

Den Originalbeitrag in der politik & kommunikation finden Sie hier. 

Zusatz: Andere Autoren gehen sogar davon aus, dass Wikipedia im Bundestagswahlkampf 2013 wahlentscheidend sein wird. Wir werden sehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen