Montag, 2. September 2013

Facebook steigert das soziale Kapital von Politikern

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Soziale Netzwerkseiten bieten Menschen, unabhängig von Raum und Zeit, die Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren. Genutzt werden sie von einem Großteil der Bevölkerung, die sich in der Virtualität des WorldWideWeb bewegt. Eine der populärsten sozialen Netzwerkseiten in Deutschland ist Facebook. In Deutschland nutzen rund 25 Millionen Menschen dieses soziale Netzwerk. Das heißt, dass etwa 31 Prozent der deutschen Bevölkerung Mitglied auf dieser sozialen Netzwerkseite sind. Vornehmlich spricht Facebook gerade jüngere Nutzer an, deren Aktivitäten dort schon zur täglichen Routine avancieren.

Auch an deutschen Politikerinnen und Politkern geht Facebook nicht spurlos vorbei, denn der soziale Onlinedienst bietet die Möglichkeit der Darstellung der eigenen Person und Aktivitäten sowie der Vermittlung des eigenen politischen Inhalts. Nachdem seit 2011 die Option der Trennung von privatem und öffentlichem Profil, der sogenannten Fanseite, besteht, nutzen mittlerweile rund 50 Prozent der deutschen Politikerinnen und Politiker, die im Deutschen Bundestag vertreten sind (309 von 620 Abgeordneten), das Portal.

Die Beziehungen, die die Nutzer auf der Kommunikationsplattform Facebook eingehen, sei es durch den Klick des Freundschaftsbutton oder im Fall der Fanseite durch den „Gefällt mir“-Klick, können als soziales Kapital gelten. Denn soziales Kapital beschreibt die Beziehung zwischen mindestens zwei Akteuren, die im Hinblick auf weitere Interaktion gewinnbringende Ressourcen bereitstellen können. 


Erhöht Facebook das soziale Kapital von Politikern?


Zur Untersuchung dieser Forschungsfrage wurde die Fanseite von Dr. Peter Tauber (MdB, CDU) untersucht; und zwar hinsichtlich der Generierung sozialen Kapitals sowie der erreichten Nutzerschicht. Dr. Peter Tauber trat am 21. September 2011 mit seiner Fanseite Facebook bei. Über die Ziehung zweier Stichproben in den Jahren 2012 und 2013 sollten die genannten Größen (Sozialkapital, Nutzerschicht) untersucht werden.


Die Generierung von sozialem Kapital durch eine Fanseite auf Facebook


Abbildung: Gesamte "Gefällt mir"-Angaben während der Stichproben

Abbildung 1 zeigt die „Gefällt mir“-Klicks in absoluten Zahlen, die während der Stichproben verzeichnet werden konnten. Zudem wurde der Mittelwert visualisiert. Insgesamt zeigt der Vergleich der gesamten „Gefällt mir“-Angaben in 2012 und 2013 ein Wachstum der Klicks. Die „Gefällt mir“-Angaben sind zum Ende beider Erhebungen um 16 Prozent gestiegen, wie eine Mittelwertberechnung ergab. Da sich soziales Kapital über Ressourcen definiert, konnte hier davon ausgegangen werden, dass mit dem Anwachsen der Klicks auch die notwenige Voraussetzung für die Erweiterung des Adressatenkreises geschaffen werden konnte, der das soziale Kapital darstellt, und damit eine Steigerung sozialen Kapitals vorliegt. 

Die Zusammensetzung sozialen Kapitals auf Facebook hinsichtlich demographischer Angaben

Grafik
Abbildung : Verteilung der "Gefällt mir"-Angaben nach Alter und Geschlecht der Nutzer
Die Zusammensetzung der „Gefällt mir“-Angaben in absoluten Zahlen hinsichtlich demographischer Angaben der Nutzer zum Endzeitpunkt beider Stichproben zeigt, dass es einen Zuwachs (siehe rote Balken) in fast allen Altersklassen unabhängig des Geschlechts gegeben hat. Es sticht hervor, dass gerade bei der jüngeren Nutzerschicht (weiblich und männlich zwischen 18 und 24 Jahren) eine erhöhte Anzahl von Klicks beobachtet werden konnte. Gleiches gilt auch bei der etwas älteren Nutzerschicht (weiblich und männlich zwischen 35 und 44 Jahren). Lediglich bei der eigentlichen Zielgruppe der sozialen Netzwerkseite Facebook, den weiblichen und männlichen Nutzern zwischen 25 und 34 Jahren, kann wenig bis negativer Zuwachs beobachtet werden (Vergleich roter und blauer Balken). Jedoch kann hier der größte Teil der „Gefällt mir“-Angaben verortet werden, insbesondere bei den männlichen Nutzern zwischen 25 und 34 Jahren. 

Anhand Abbildung 2 lässt sich zudem anschaulich darstellen, dass vornehmlich jüngere Menschen die Vernetzungsplattform Facebook vermehrt nutzen und somit für politischen Inhalt seitens Dr. Tauber erreichbar sind unter der Voraussetzung, dass seine Fanseite mit einem „Gefällt mir“-Klick versehen wurde.


Fazit

Insgesamt offeriert die Mitgliedschaft auf Facebook den Nutzern die Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Durch das Betreiben einer Fanseite, so konnte anhand des Beispiels von Dr. Peter Tauber gezeigt werden, kann soziales Kapital akquiriert werden. Dies geschah insbesondere durch seine Aktivität auf der sozialen Netzwerkseite und wurde über die Steigerung der „Gefällt mir“-Angaben um 16 Prozent innerhalb eines Kalenderjahres gezeigt. Es konnte zudem dargestellt werden, dass Dr. Tauber über Facebook vornehmlich jüngere Menschen erreicht. Durch den Kommunikationskanal Facebook können somit, unabhängig von Ort und Zeit, viele und vor allem jüngere Männer zwischen 25  und 34 Jahren erreicht werden, wenn es um die Darstellung der eigenen politischen Persönlichkeit sowie des politischen Inhalts geht. Facebook bietet somit hinsichtlich der politischen Kommunikation eine alternative Plattform zur konventionellen Präsentation und Inhaltsvermittlung. 

Die komplette Studie kann hier als .pdf herunterladen werden.

 

Autoren



Ursula Schultze ist Autorin der Studie, die im Rahmen des Seminars „Politische Kommunikation und Politikvermittlung“ entstanden ist. Sie studiert im sechsten Semester Politikwissenschaft und Germanistik an der Universität Trier und arbeitet am Kompetenzzentrum der Universität Trier für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften.







Isabelle Borucki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre: Westliche Regierungssysteme der Universität Trier und arbeitet an ihrer Dissertationsschrift „Regieren mit Medien - Auswirkungen der Medialisierung auf Kommunikation und Legitimation der Bundesregierung von 1982-2010“, die sie 2013 einreichen wird. 







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