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Im
August letzten Jahres haben wir mit Tame eine Kontext-suchmaschine für
Twitter veröffentlicht, die auf einen Blick die relevanten Inhalte, Themen und Nutzer
aus dem eigenen Netzwerk oder für Suchbegriffe liefert. Besonders die Betreuer
großer Accounts, etwa Markenpräsenzen oder eben von politische Parteien, waren
jedoch weniger an ihrer eigenen Timeline interessiert. Immer wieder hörten wir
die Frage, was denn die eigenen Follower - also die direkte Zielgruppe - beschäftigt.
Hierzu
haben wir in den letzten Monaten die Follower-Auswertung entwickelt und wollten die Fähigkeiten
des neuen Features testen. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Wahlbeobachter
haben wir deshalb die Follower der wichtigsten deutschen Parteienaccounts bei
Twitter unter die Lupe genommen.
Untersuchungsmethode und Daten
Wir haben die Follower der deutschen Parteien im
Bundestag, also die Accounts von @CDU, @spdde, @dieLinke, @Die_Gruenen und @CSU analysiert. Zusätzlich wurden im Hinblick auf
die anstehende Europawahl auch die Accounts der drei Parteien aufgenommen, die
bei der letzten Bundestagswahl nach den genannten die meisten Stimmen erhielten: @fdp, @AfD_Bund und @Piratenpartei.
Hierzu wurde eine Vollerhebung aller Tweets von allen Followern der acht Accounts vom 11.03. bis 17.03. durchgeführt, so dass eine komplette Woche von Montag bis Sonntag abgedeckt ist. In dieser Zeit verschickten die knapp 370.000 Follower der untersuchten Parteienaccounts insgesamt mehr als 2 Millionen Tweets:
Hierzu wurde eine Vollerhebung aller Tweets von allen Followern der acht Accounts vom 11.03. bis 17.03. durchgeführt, so dass eine komplette Woche von Montag bis Sonntag abgedeckt ist. In dieser Zeit verschickten die knapp 370.000 Follower der untersuchten Parteienaccounts insgesamt mehr als 2 Millionen Tweets:
*Zum Zeitpunkt unserer Studie folgten
118 Twitter-User allen untersuchten Parteien gleichzeitig. Bei den Accounts
@Die_Gruenen und @Piratenpartei gab es wiederum Überschneidungen von 25.000
Followern. (Quelle: eigene Erhebung)
|
Die meisten Follower hat mit Abstand die Piratenpartei,
welche dementsprechend insgesamt auch die meisten Tweets im
Untersuchungszeitraum verschickt haben, dabei aber durchschnittlich nicht am
häufigsten twittern. Die erst vor einem Jahr gegründete Alternative für
Deutschland (AfD) weist demgegenüber zwar die geringste Zahl an Followern auf,
die jedoch durchschnittlich am meisten Tweets verschickt haben. Bezogen auf die
Anzahl der pro Person verschickten Tweets waren die Follower der CDU am inaktivsten
auf Twitter.
Krim-Krise bewegt die Parteien-Follower am meisten
Untersucht man die Themen anhand der benutzten Hashtags zeigt
sich ein deutliches Interesse an politischen Inhalten. Selbstverständlich
handelt es sich bei den Followern der Parteienaccounts um Twitter-User, die
einen besonderen Hang zu politischen Themen haben. Dass politische Inhalte
jedoch so deutlich gegenüber Unterhaltung überwiegen, mag einige überraschen,
die mit Twitter nur Justin Bieber oder Katzenbilder verknüpfen.
So sprachen die Follower neben dem alles überstrahlenden
Hoeneß-Prozess (Hashtags: #hoeness und #hoeness) hauptsächlich über die Krim-Krise
(Hashtags: #ukraine, #krim, #crimea, #eu und #putin). Die genannten Hashtags
domieren die Timelines aller untersuchten Twitterer, unabhängig von der Partei,
der sie folgen.
Im Folgenden die 10 meist genutzten Hashtags der CDU-Follower, die in ihrer Zusammensetzung exemplarisch stehen kann.
Meist genutzte Hashtags
der CDU-Follower (11.03. - 17.03.)
Es sind jedoch auch interessante Unterschiede bei der
Themenwahl zwischen den Parteienfollowern zu entdecken: So beschäftigten sich
die Follower von SPD, Grünen, Linke und Piraten verstärkt mit dem
Transatlantischen Freihandelsabkommen (#ttip). Bei CDU, CSU, FDP und AfD
schafft es dieses Thema jedoch nicht unter die Top 10. Die CSU-Follower
wiederum twittern verstärkt über die bayrische Kommunalwahl vom letzten
Sonntag. Das zugehörige Hashtag #kwby14 spielt bei den anderen Parteien
wiederum keine Rolle.
Nur wenige Spitzenpolitiker erreichen Ihre Anhänger auf Twitter
Wie
häufig nennen die Follower eines Accounts die betreffende Partei mit @-Mention
Eine weitere Auswertungsmethode ist die
Analyse der
@-Mentions, d.h. die Frage danach, wie oft die Follower der Parteien-Accounts
den zugehörigen Account direkt adressieren oder nennen. Interessant sind diese
Werte insbesondere, da sie auch Aufschluss über die Retweets der Parteientweets
geben können. Tauchen besonders häufig @-Replies der Partei auf, kann man
daraus (auch) schließen, dass die Partei ihre Follower mit den eigenen Inhalten
erreicht und diese darauf mit Retweets oder Antworten reagieren.
Außer den Piraten und der AfD erreichen die Parteien ihre Follower nur sehr schlecht via Twitter. Die User sprechen sehr selten über die Partei (und nennen dabei den Account) und teilen nur selten Inhalte der Parteienaccounts mit Mention.
Noch deutlicher lässt sich dies bei den Spitzenpolitikern
feststellen: So taucht der Account @sigmargabriel nicht einmal bei den SPD-Followern unter den Top 50 am
häufigsten genannten Twitteraccounts auf, ebenso wie z.B. Jürgen Trittin
bei Grünen-Followern. Der Unterschied: Sigmar Gabriel hat einen Monat nach der
Bundestagswahl seine Twitteraktivitäten eingestellt, Jürgen Trittin bzw. sein
Team wiederum twittern täglich. Als einer der wenigen Spitzenpolitikern schafft
es @gregorgysi zumindest von den Linke-Followern auffällig genannt zu
werden (Rang 4).
Es gibt zudem Politiker-Accounts, die parteiübergreifend besonders häufig genannt werden, z.B. @regsprecher, @martinschulz, @goeringeckardt und mit Abstrichen auch @gregorgysi. Der Regierungssprecher Steffen Seibert kann hier als positives Beispiel genannt werden, wie die User auf Twitter auch parteiübergreifend adressiert werden können. Hinzu kommt, dass Angela Merkel keinen Twitter-Account hat und so Seiberts @regsprecher oft als Ersatz adressiert wird.
Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz wiederum ist vor kurzem in die Kritik geraten, da er auch seinen Twitter-Account als EU-Parlamentspräsident für Wahlkampfzwecke nutzt. Auch Kathrin Göring-Eckardt wird sich über die momentane Aufmerksamkeit nicht unbedingt freuen können, da sie doch durch ein zweifelhaftes Bild bezüglich der Krim-Krise die Kritik der Twitterer auf sich zog.
Außer den Piraten und der AfD erreichen die Parteien ihre Follower nur sehr schlecht via Twitter. Die User sprechen sehr selten über die Partei (und nennen dabei den Account) und teilen nur selten Inhalte der Parteienaccounts mit Mention.
Twitter-Account Sigmar Gabriel (SPD) |
Es gibt zudem Politiker-Accounts, die parteiübergreifend besonders häufig genannt werden, z.B. @regsprecher, @martinschulz, @goeringeckardt und mit Abstrichen auch @gregorgysi. Der Regierungssprecher Steffen Seibert kann hier als positives Beispiel genannt werden, wie die User auf Twitter auch parteiübergreifend adressiert werden können. Hinzu kommt, dass Angela Merkel keinen Twitter-Account hat und so Seiberts @regsprecher oft als Ersatz adressiert wird.
Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz wiederum ist vor kurzem in die Kritik geraten, da er auch seinen Twitter-Account als EU-Parlamentspräsident für Wahlkampfzwecke nutzt. Auch Kathrin Göring-Eckardt wird sich über die momentane Aufmerksamkeit nicht unbedingt freuen können, da sie doch durch ein zweifelhaftes Bild bezüglich der Krim-Krise die Kritik der Twitterer auf sich zog.
FAZIT
Das
deutsche Twitter ist durchaus (auch) eine politische Plattform. Die
Follower der deutschen Parteien sind sehr an politischen Themen interessiert.
Besonders die Krim-Krise beschäftigt die User. Die großen deutschen Parteien
schaffen es jedoch nicht, ihre Follower über diesen Kanal zu erreichen, sei es
mit eigenen Themen oder den eigenen Accounts. Besonders bei Spitzenpolitikern
ist in der Twitternutzung bzw. der Resonanz auf die eigenen Inhalte viel Luft
nach oben.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Neben dem @regsprecher und dem
unter Linken-Followern populären @gregorgysi kann
momentan besonders die AfD das Twitterpotential für sich nutzen.
Autor:
Tobias Wagner |
Tobias Wagner ist Social Media Redakteur bei
Tame (www.tame.it), der ersten Kontextsuchmaschine für Twitter. Tame liefert
auf einen Blick die relevanten Inhalte, Themen und Nutzer aus dem
Twitter-Netzwerk.
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