Dies ist ein
Gastbeitrag von Lukas Hellbrügge, Absolvent des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft an der LMU München. Die gesamte Studie, die den
Internetwahlkampf im Rahmen der Bundestags- und der Landtagswahl in Bayern 2013
untersucht, ist hier abrufbar. Der Autor studierte
Politikwissenschaft, Soziologie und Jura. Er ist als Filmemacher und Dozent für
den Bayerischen Rundfunk sowie für Stiftungen, Ministerien, Parteien und
PR-Agenturen tätig.
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Im Bundestagswahlkampf 2009 herrschte mit Blick auf
E-Campaigning Goldgräberstimmung: Die Welt der politischen Kommunikation blickte
auf einen US-Präsidentschaftswahlkampf, in dem es vor allem Barack Obama
gelang, Bürger auch im Internet an sich zu binden und vor allem zu
mobilisieren. Nach der Wahl in Deutschland zeigte sich jedoch schnell, dass die
Erwartungen in deutlichem Kontrast zu den Ergebnissen standen – nur knapp ein
Drittel der deutschen Wahlbevölkerung informierte sich 2010 überhaupt online, wie es
in einer Studie der Uni Hohenheim zu lesen ist.
Nun hatten sich jedoch in der Legislaturperiode 2009/2013
Technologien und Nutzungsverhalten weiter entwickelt, immer mehr Nutzer
meldeten sich in sozialen Netzwerken an, sahen auf Videoplattformen Filme und
entwickelten eine größere Bereitschaft, auch im Internet Geldgeschäfte
abzuwickeln. Diese Entwicklung – in Verbindung mit dem ernüchternden Blick auf
den Online-Wahlkampf 2009 war der Anlass, die Kampagnen der Parteien zur
Bundestagswahl und zur bayerischen Landtagswahl 2009 prospektiv zu untersuchen,
um die Relevanz des Internets für aktuelle Wahlkämpfe fundiert darstellen zu
können. Grundlage für die prospektiv angelegte Studie (Erhebungszeitraum:
15.12.2012 bis 25.02.2013) sind Experteninterviews mit den verantwortlichen
Kampagnenmanagern der im Bundestag und im Bayerischen Landtag gleichermaßen
vertretenen Parteien.
Das Ergebnis: Die Parteien haben ihre Lehren aus 2009
gezogen – keiner der befragten Akteure ging im Vorfeld der 2013er-Kampagnen
mehr von einer Rolle des Internets als „Game-Changer“ aus. Die Kampagnenplanung
erfolgte pragmatisch – ohne dabei jedoch Aktivitäten im Internet zu
vernachlässigen. So gingen die Verantwortlichen davon aus, dass sie
insbesondere die eigenen Mitglieder über soziale Netzwerke besonders gut
erreichen und mobilisieren können. Eine Verlagerung von Aktivitäten aus der
Offline-Welt ins Internet war an keiner Stelle geplant – vielmehr eine
Verzahnung von Internetwahlkampf und den gewohnten Kampagnenbausteinen.
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Auf Landesebene setzte die Bayern-SPD besonders auf den Aufbau eines Unterstützernetzwerkes, die Grünen unterstützten ihre Kandidaten beim Aufbau persönlicher Profile in den sozialen Netzwerken und die FDP Bayern sah vor allem das Thema Netzpolitik im Fokus der Internetkampagne. Alle Parteien verfolgten das Ziel, über das Internet Unterstützer zu akquirieren und zu koordinieren. Insgesamt – und darauf wurde bereits hingewiesen – war E-Campaigning für die Parteien aber auch 2013 eine große Imagefrage. Dies zeigt sich beispielsweise auch an den vorgehaltenen Spenden-Tools, die trotz geringer Erwartungen trotzdem angeboten werden sollten.
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Insgesamt war jedoch bei allen Parteien der Tenor zu
erkennen, dass der Bereich E-Campaigning nicht als absolut gesetzt werden darf.
Es sei wichtig, im Internet präsent zu sein, der persönliche Kontakt und andere
Wahlkampfinstrumente würden aber auch in den Wahlkämpfen 2013 nach wie vor eine
große Rolle spielen. Hier stelle sich auch eine leicht veränderte Haltung im
Vergleich zum Bundestagswahlkampf 2009 dar. Trotzdem deuteten höhere Budgets
und ausgebaute Online-Teams daraufhin, dass E-Campaigning 2013 insgesamt eine
höhere Relevanz zugemessen würde, als es noch 2009 der Fall war.
Fazit
Mit Blick auf die im Internet derzeit besonders gut erreichbaren Zielgruppen und die beschriebenen Nutzerstrukturen von politischen Webseiten wie sozialen Netzwerken waren die Parteien 2013 insgesamt gut beraten, den Offline-Wahlkampf zu Gunsten von E-Campaigning nicht zu vernachlässigen. Denn die politischen Internetinhalte erreichen meist diejenigen, die sich bereits einer Partei zugehörig fühlen – insbesondere gilt dies für die sozialen Netzwerke: Denn hier müssen sich die Nutzer für andere sichtbar im halb-öffentlichen Raum für eine Partei bekennen – die Partei-Wähler-Bindung muss hier also bereits relativ stark ausgeprägt sein.
Autor
Lukas Hellbrügge ist Absolvent des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft an der LMU München. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Jura und ist als Filmemacher und Dozent für den Bayerischen Rundfunk sowie für Stiftungen, Ministerien, Parteien und PR-Agenturen tätig.
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