Überblick über Facebookaccounts deutscher Europaabgeordneter |
Jetzt, da sich die Europawahlen unaufhaltsam nähern, ist
es Zeit, die Gespräche noch einmal genauer zu reflektieren.
Ohne Zweifel wird das Jahr 2014 entscheidend für die
europäische Politik. Doch obwohl die EU einen signifikanten Einfluss auf das
Leben der Bürger hat, wird eine Wahlbeteiligung auf dem bislang geringsten
Niveau prognostiziert. Einige Schätzungen gehen sogar von einer Wahlbeteiligung
von unter 40 Prozent aus.
In den letzten Jahren haben sich die traditionellen
Barrieren zwischen Wählern und Politikern dank Social Media stark verändert.
Zugleich besteht die Notwendigkeit, die Lücke zwischen den
Bürgern, die sich aktiv online mit Politikern verknüpfen möchten, und denjenigen
Politikern zu schließen, die noch nicht ganz verstanden haben, wie sie diese
Bürger online erreichen und mit ihnen interagieren sollen.
Abb 1. Aktuelle Meinungsumfrage des EU-Parlaments |
Viele der Politiker in Europa sind sich dessen bewusst,
aber wissen nicht, wie sie dies online umsetzen können.
Der erste und möglicherweise wichtigste Punkt ist, dass
der politische Einfluss, der sich online erzielen lässt, nicht von
ausgefallenen Technologien oder von einer starken Mitarbeiteranzahl abhängt.
Vielmehr ist er davon abhängig, wie authentisch man ist. Politiker
sollten online genauso sprechen wie sie es auch im persönlichen Gespräch tun: Zeigen Sie sich engagiert
und kommunikativ. Beantworten und stellen Sie Fragen. Bauen Sie Vertrauen auf.
In der heutigen vernetzten Welt haben Politiker nie
dagewesene Möglichkeiten, um mit ihren Wählern einen direkten, ehrlichen und
offenen Dialog zu führen. In der Tat nutzen mehr als ein Drittel aller
berechtigten europäischen Wähler Facebook – Millionen andere sind online
erreichbar.
Die europäischen Bürger sind bereit sich zu verknüpfen
und wollen sich online an politischen Diskussionen beteiligen. Wir können uns
nicht mehr auf irgendwelche Spekulationen berufen, um diese sozialen Muster
analysieren zu wollen. Das Institut für Sicherheitsstudien der Europäischen Union zeigt, dass die Menschen in den kommenden Jahrzehnten zunehmend erwarten werden,
sich am politischen Entscheidungsprozess beteiligen zu können.
Eine Studie des Pew Research Centre belegt, dass Menschen,
die mehrmals täglich Facebook nutzen, mit zweieinhalbfacher Wahrscheinlichkeit
eine politische Kundgebung oder Sitzung besuchen. 57 Prozent dieser Menschen
sind im Stande, andere von ihrer Stimme zu überzeugen und 43 Prozent sagen, sie
würden wählen gehen.
Die Wahlen im Jahr 2011 in Neuseeland haben bewiesen,
dass jeder tausendste Fan auf der Facebook-Seite eines Kandidaten sein Wahlergebnis
um 1,4 Prozent erhöht hat.
Für Politiker lohnt es sich, diese Studien zu beherzigen.
In einer Zeit, in der Menschen ihre politischen Ansichten
online teilen und diskutieren - und das speziell in der Europäischen Union - in
der demokratische Werte politische Entscheidungen untermauern, müssen Politiker
an den Gesprächen teilnehmen und einen Schritt auf die Bürger zugehen.
Infografik: Nutzung von Social Media im Bundestag & EU-Parlament |
Fangen Sie früh an – Studien zeigen, dass je früher man
beginnt sich mit Menschen zu verbinden, desto schneller kann Vertrauen aufgebaut
werden. Frühe Investitionen in Social Media zahlen sich in eng umkämpften
Umfragen aus.
Passen Sie ihre Inhalte auf Ihren eigenen Stil an – Menschen
verbinden sich mit Menschen. Auch wenn Sie als Abgeordneter offiziell einen
Wahlkreis vertreten, müssen Sie Sie selbst bleiben. Nutzen Sie Technologien auf
die Art, die am besten zu Ihnen passt.
Frischen Sie Ihre Page Insights auf – schauen Sie, welche
Ihrer Wähler am meisten mit Ihren Inhalten interagieren und was sie am meisten
interessiert.
Zeigen Sie sich nützlich – fragen Sie die Menschen, was
sie am meisten interessiert. Es ist wertvoll für einen Europaabgeordneten zu wissen, was die
Menschen denken.
Ermutigen Sie Menschen Inhalte zu erstellen – wenn
Menschen Inhalte auf Ihrer Facebook-Seite erstellen, sehen das wiederum deren
Kontakte und die greifen dann möglicherweise Ihre Botschaft auf. Stellen Sie also
proaktiv Fragen und antworten Sie auf Beiträge, generieren Sie Hashtags, lassen
Sie die Menschen auf unterschiedliche Weise erzählen, inwiefern sie ein Problem
betrifft, beispielsweise durch Fotos. Erstellen Sie selbst Inhalte und
motivieren Sie andere, Inhalte zu erstellen, die Ihre Geschichte und Ihre
Botschaft weitererzählen und teilen.
Einige der führenden
europäischen Politiker machen es bereits richtig.
Das Europäische Parlament reagiert mit aktuellen Inhalten,
die relevant für das Leben der europäischen Bürger sind, es postet in Echtzeit
Fotos und organisiert Chats mit Abgeordneten. Allein durch seine Facebook-Seite erreicht das Europäische Parlament mehr als 1 Millionen Fans.
Facebookseite Dr. Angela Merkel |
Bronislaw Komorowski, der Präsident Polens, postet „Selfies“gemeinsam mit Fans. Er integriert Fotos in Statusupdates, um seine Fans wissen
zu lassen, was er macht und an welchen Meetings er teilnimmt. Informativ und
überzeugend.
Toomas Hendrik Ilves, Staatspräsident der Republik Estland, veröffentlicht Fotoalben von seinen Besuchen rund um den Globus, was sich als hervorragende Möglichkeit erweist, um seine Fans an der Arbeit eines Präsidenten teilhaben zu lassen.
Toomas Hendrik Ilves, Staatspräsident der Republik Estland, veröffentlicht Fotoalben von seinen Besuchen rund um den Globus, was sich als hervorragende Möglichkeit erweist, um seine Fans an der Arbeit eines Präsidenten teilhaben zu lassen.
Wie sollte man Erfolg
definieren?
Die gesammelten Ratschläge von Politikern und gewählten Vertretern
aus ganz Europa zeigen, dass wir uns weniger auf die Anzahl von „Gefällt mir“
oder „Follower“ konzentrieren sollten, sondern mehr auf die Qualität des
Dialogs und Austauschs.
Wenn Sie ein Problem entdecken, über das Sie vorher nie nachgedacht
haben oder wenn Sie plötzlich online mit mehr Menschen vernetzt sind als Sie jemals in einem persönlichen Gespräch in ihrem Büro
getroffen haben, dann machen Sie alles richtig.
Anmerkung: Facebook Deutschland hat einen Leitfaden für Politiker und Amtsträger veröffentlicht, der zeigt wie Politiker das Netzwerk erfolgreich für ihre Arbeit nutzen können.
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