Dies ist eine Gastbeitrag von Yussi Pick, Kampagnen- und Kommunikationsberater bei Pick & Barth Digital Strategies. Der Beitrag fasst die Ergebnisse der von Pick & Barth durchgeführten Studie Digital Impact zusammen.
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Onlinekommunikation ist im Alltag
politischer Organisationen angekommen. Wie aber nutzen politische
Organisationen das Netz für ihre tägliche Arbeit? Wie sind die Zuständigkeiten
aufgeteilt, welche Rolle wird der Onlinekommunikation überhaupt zuteil und wie
gestaltet sich die Planung? Wir haben uns in 13 qualitativen Interviews mit den
Verantwortlichen für Onlinekommunikation aus den Kategorien „Kammern &
Gewerkschaften“, „Interessenvertretungen“ und „Politische Institutionen“ getroffen. Das überraschende
Ergebnis ist weniger, dass sie noch immer nicht effektiv Kommunizieren, sondern
dass die meisten Verantwortlichen wüssten wie es geht, es aber aus
unterschiedlichen Gründen nicht tun (können). Die gesamte Studie kann auf www.digitalimpact.at
heruntergeladen werden, hier einige Ergebnisse auf einen Blick.
Digitalen (ein-) Druck messen
Das Hauptaugenmerk der Studie liegt
nicht beim bloßen „Social Media Auftritt“. Gemessen wurde vielmehr der digital
impact – Wie viel öffentlichen
Druck erzeugen Organisationen durch Onlinekommunikation. Wie vor allem
internationale Best Cases zeigen, reicht ihr Potential von Fundraising über
Mobilisierung bis zu Agenda Setting in klassischen Medien.
Um diesen digitalen Eindruck zu
messen wurden die zuständigen MitarbeiterInnen – meist in der
Öffentlichkeitsarbeit angesiedelt – in qualitativen Interviews zu den vier
Bereichen Nutzung und Zielsetzung, Interne Organisation, Content und
Strategische Planung nach ihren Erwartungen und Erfahrungen befragt und nach einem Schulnotensystem
ausgewertet.
Ressourcenknappheit killt Interaktion
Die Verantwortlichen sind sich dem
im Web liegenden Potential für ihre Kommunikation bewusst, stehen allerdings
vor einigen Hindernissen. Noch immer herrsche ein Konkurrenzverhältnis um
Ressourcen und Aufmerksamkeit mit den Mitteln der klassischen
Öffentlichkeitsarbeit. Auch das Fehlen von Zeit wurde in vielen der Interviews
angesprochen. Viele der Befragten sind sich zwar im klaren darüber, dass
Interaktion eine wesentliche Währung im Web ist. Die dafür benötigte Zeit ist
aber meist nicht da. Das wird auch darin deutlich, dass die teils geringe
Interaktion auf den Facebookseiten oft bewusst selbst verschuldet wird. „Ich
mach schon die Postings so, dass wenig reagiert wird, wenn ich weiß, dass ich
keine Zeit habe zu antworten“, wurde etwa in einem Interview erzählt.
Unterschätzte Kanäle
Instagram-Profil Peer Steinbrück (SPD) |
Nicht genutztes Potenzial gibt es auch in
der Nutzung: Der Studie zufolge geht diese meist nicht über eine Website,
einen mehr schlecht als recht gepflegten Newsletter und Facebook hinaus -
letzteres oft nur als bloße Kopie der ersten beiden. Was andere Kanäle angeht,
etwa Instagram, sind öffentliche Institutionen wenig experimentierfreudig.
Zwar sind sich alle
Organisationen bewusst, dass das Netz die Geschwindigkeit des
Nachrichtenkonsums verändert, doch das umzusetzen, kommt den wenigsten in den Sinn. Als proaktiver Rapid Response Kanal, um schnell
auf Forderungen anderer oder Ereignisse zu reagieren, werden bestehende Kanäle
nicht oder nur begrenzt genutzt: E-Mail, das etwa zur zeitnahen Kommunikation
mit AktivistInnen oder Mitgliedern über Ereignisse eingesetzt werden könnte,
fehlt in fast allen Organisationen. Auffällig war außerdem, dass sich die
Grenze zwischen alten und neuen Medien verschoben hat: Websites und Newsletter
werden oft bereits als “alte” Medien gesehen und dementsprechend monologisch
behandelt.
Auf Bewusstsein aufbauen
Was also tun? Für die Zukunft gilt es auf dem bestehenden
Bewusstsein aufzubauen, dieses auch aus den Kommunikationsabteilungen in die
Chefbüros zu tragen und die notwendigen Ressourcen an Budget und Personal zu
garantieren, um umfangreiche Onlinekommunikation zu ermöglichen.
Autor:
Yussi Pick ist Kampagnen- und
Kommunikationsberater bei Pick & Barth Digital Strategies in
Wien und Washington, D.C. 2013 wurde er vom US-Fachmagazin “Campagins and
Elections” mit dem Rising Star Award ausgezeichnet.
Vor seiner Rückkehr nach
Österreich lebte er mehrere Jahre in den USA: Er war Director for Online
Strategies bei Blueprint Interactive in Washington, D.C., wo er Wahlkampagnen
und NGOs im Bereich Online-PR, Online Organizing und Online Advocacy beriet.
Die von ihm im Mid-Term-Wahljahr 2010 betreute Voksabstimmungs-Kampagne „No on Prop 23“ in Kalifornien wurde von der American Association of Political
Consultants als „Best of Social Media“ ausgezeichnet. Während seines Studiums
der Politischen Kommunikation in Washington, D.C. arbeitete er unter anderem
bei Joe Trippi, dem Online Campaigning Pionier und Wahlkampfmanager von Howard
Dean im Präsidentschaftswahlkampf 2004.Sein Buch “Das Echoprinzip – Wie Onlinekommunikation Politik verändert” erschien im Juni 2013 im Czernin-Verlag.
Nun ist Pick & Barth eine Agentur in Österreich (und USA). Kamen die Interviewpartner für die Untersuchung nur aus Österreich? Wenn ja, gibt es Vermutungen, ob die Ergebnisse auf den gesamten deutschsprachigen Raum übertragbar sind oder werden größere Länderunterschiede vermutet?
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenLieber Daniel,
AntwortenLöschenJa, alle InterviewpartnerInnen waren von österreichischen Institutionen. Ich denke, es gibt einige kleinere unterschiede (In Deutschland gibt es etwa wesentlich mehr geld für kleine NGOs, die es durchaus schaffen Agenda Setting zu betreiben), aber die meisten Ergebnisse lassen sich sicher auch auf Deutschland umlegen.
lg