Erfolgreiches Facebookposting von MdB Prof. Castellucci (SPD) |
Virale Facebookposts sind meistens Aufnahmen von süßen
Tierbabys, virtuosen Künstlern oder Menschen, die offenkundig etwas furchtbar
Bescheuertes tun.
Fakten-Grafiken von Politikern – insbesondere von deutschen
– waren bislang selten bis niemals Ausgang eines Social-Media-Hypes.
Am 10. Dezember stellte ich eine Grafik mit fünf Fakten über Flüchtlinge auf die Fanpage des Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Lars Castellucci. Nur Text und ein
Verlauf im SPD-Corporate-Design, mehr nicht. Inzwischen zeigt der Zähler eine
Reichweite von 1.984.000 Personen an (Stand 22.12.2014). Der Post wurde insgesamt 15.343 Mal
geteilt. Zum Vergleich: Der am meisten geteilte Post der Bundeskanzlerin
erzielte 5.525 Shares. Sie hat über 900.000 Fans, unsere Fanpage knapp 2.000.
Beachten muss man auch die Screenshots, die nicht in der Statistik auftauchen. Derart entspannt mit dem Urheberrecht ging auch der diesjährige Comedypreisträger Ingmar Stadelmann um, auf dessen Fanpage der Screenshot unserer Grafik nochmal 6.347 Mal geteilt wurde. Die tatsächliche Reichweite der Information liegt aktuell also zwischen zwei und drei Millionen Personen.
Beachten muss man auch die Screenshots, die nicht in der Statistik auftauchen. Derart entspannt mit dem Urheberrecht ging auch der diesjährige Comedypreisträger Ingmar Stadelmann um, auf dessen Fanpage der Screenshot unserer Grafik nochmal 6.347 Mal geteilt wurde. Die tatsächliche Reichweite der Information liegt aktuell also zwischen zwei und drei Millionen Personen.
Das Außergewöhnliche an dem Post ist nicht die Reichweite.
Da gab es schon höhere Zahlen. Das Außergewöhnliche ist, wie viele Menschen ein
Post erreicht hat, der nur aus einer SPD-farbigen Grafik mit viel Text voller
Zahlen und ohne Bild besteht. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, warum unser Post nicht trotz, sondern
gerade wegen seiner handbuchwidrigen Konzeption erfolgreich war und was man
daraus lernen kann.
MdB Prof. Castellucci (SPD) zu Besuch im Flüchtlingsheim Walldorf |
Für einen selbst reicht es ja vollkommen aus, wenn man
dieses vage Bauchgefühl hat: „Da fliehen Menschen, die von Krieg, Tod und
Folter bedroht sind – lasst uns ihnen helfen, wir können es.“ Es ist aber
überaus unbefriedigend, wenn man von einem Einwanderungsgegner ein Argument um
die Ohren gehauen bekommt und nichts erwidern kann. Das liegt oft daran, dass
gerade Rechtspopulisten mit ihrem sehr kreativen Verständnis von Wahrheit
Fakten frei erfinden, auf die sie dann alles stützen. Wer nicht sofort mit den
tatsächlichen Fakten kontern kann, droht schnell das Streitgespräch zu
verlieren, fühlt sich unwohl oder ist im schlechtesten Fall sogar verunsichert.
In den zahlreichen Reaktionen auf den Post habe ich bei sehr vielen Menschen Dankbarkeit dafür gespürt, endlich neue Argumente an die Hand zu bekommen, um ihre Haltung nach außen wirksam vertreten zu können.
Entwicklung Pegida-Facebookseite via Pluragraph.de |
Zuletzt war es nicht unser Ziel, die Pegida-Anhänger selbst umzustimmen. Wir wollten zu einer Versachlichung der Debatte beitragen. Einen Proteststurm hat noch keiner niedergeschrien.
Diese Konzeption leitet sich konsequent aus meinem
Verständnis von politischer Kommunikation ab.
Ich bin überzeugt: Menschen darf man nicht über- aber eben
auch keinesfalls unterfordern. Das heißt es, Menschen ernst zu nehmen. Es lässt
sich noch jeder komplexe Sachverhalt verständlich darstellen und das sollte man
auch tun. Bei politischen Forderungen muss es dazugehören, zugrundeliegende
Argumente und Gedanken aufzuzeigen. Das ist in keinster Weise nur für
Akademiker interessant – im Gegenteil! Gerade Menschen, die politisch weniger
belesen und eher analyseschwach sind, profitieren davon und können so für politische
Positionen begeistert und überzeugt werden.
Das Design der Grafik spiegelt genau das wieder. Es geht
nicht um Effekte oder um tolle Sprüche. Es geht um verständliche Fakten, die
uns alle betreffen.
91 Prozent der MdB besitzen einen Facebook-Account |
Auch ich mache das in meiner Arbeit noch zu selten richtig.
Aber ich fühle mich durch den Erfolg unseres Posts einmal mehr darin bestärkt,
dass die Politik Facebook stärker als ein Diskussionsforum denn als
Schaufenster begreifen muss. Und dass sachliche Argumente auch die Kraft haben,
Katzenbilder zu schlagen. Die vielen Nachrichten von Facebook-Nutzern haben mir
das bestätigt.
Mein Appell: Politiker müssen sich auf Facebook ihrer ganz
eigenen Rolle bewusst werden. Platte Lebensweisheiten posten Teenager. Politik
muss nicht hip, sondern relevant sein. Für einen politischen Diskurs ist
Facebook die ideale Plattform. Lasst uns das nutzen.
Autor
Robin Mesarosch |
Politiker müssen sich auf Facebook ihrer ganz eigenen Rolle bewusst werden.
AntwortenLöschenGelten diese Anforderungen z.B. auch für den deutschen Google-Markt? Dieser Artikel ist unglaublich interessant für SEO, vielen Dank!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
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