Wahlkampf und Online-Marketing: Je feingliedriger, desto moderner
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Seit
den 70er Jahren werben Parteien immer personenbezogener um potenzielle Wähler.
Zu Anfang konzentrierten sich die Strategen auf Wohnadressen, bereits in den
90ern standen jedoch bestimmte Konsumenten und Kleingruppen im Fokus. Potenzielle
Wähler werden seitdem sukzessive detaillierter identifiziert und
datenbankgestützt sowie mit Hilfe von statistischen Modellen individuell
angesprochen. Die Kampagnen laufen, nach strategischer und kreativer Planung
durch Mediaagenturen und Anbieter von Realtime Advertising-Technologien,
automatisiert. Intelligente Algorithmen überwachen die Ergebnisse
kontinuierlich und optimieren die Kampagne auf besonders erfolgreiche Profile,
Werbeflächen oder -zeiten. Die Zielgruppe kann nach und nach immer exakter mit digitaler
Außenwerbung, Radio- und Fernsehspots, Online-Banner sowie Online-Videos oder
Social Media-Werbemittel angesprochen werden.
Innovatives Konzept aus Kreation und Technik nötig
Umfragebanner zur Grünen-Kampagne 2013 |
Die technischen Merkmale der Personen, die sich unentschlossen zeigten, wurden anonym erhoben und zu einer Schablone verdichtet. Die thematisch auf die Umfelder abgestimmten Wahlkampfanzeigen der Grünen wurden in der Folge nur noch Personen mit passendem Profil gezeigt. Die Umfrage blieb während der gesamten Kampagnen aktiv. So konnte die Zielgruppe immer genauer angesprochen werden.
Am Anfang steht die Mobilisierung
Bei
allen technischen Veränderungen ist eines bis heute gleich geblieben: Am Anfang
der Kampagne steht die Frage, wie die eigenen Wähler dazu gebracht werden
können, ihre Stimme abzugeben. Um dieses Ziel zu erreichen, reicht es nicht
länger, nur Botschaften auszusenden. Es gilt, sie persönlich erlebbar und den
Mehrwert der politischen Position der Partei deutlich zu machen. Die
Interaktion wird dabei zum Gradmesser des Erfolgs – im Online-Bereich kann das
beispielsweise ein Klick auf ein Werbemittel oder der Download vertiefender
Infos sein.
In der Praxis: Die Hamburger Bürgerschaftswahl 2015
Anfang 2015 findet die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft statt. Eines der drängendsten Themen ist der Verkehr: Diskutiert wird unter anderem über Bussystem, Ampelschaltungen und Fahrradwege. Das Thema bietet sich für eine moderne Online Marketing-Kampagne einer Partei zur Wahl an, denn im Laufe jeden Tages gibt es viele Möglichkeiten, die eigene Zielgruppe mit relevanten, zur Situation passenden Botschaften anzusprechen und eine Interaktion zu herbeizuführen.
Eine solche Kampagne könnte sich in zwei Phasen gliedern:
1. Die Recherche: Wer ist wo?
Vergrößern: Teilbares, dynamisches Werbemittel |
2. Interaktion und Optimierung
Vergrößern: Dynamisches Werbemittel mit weiterführendem Link |
Butter bei die Fische: Wer, wann und wo?
Wir
bleiben bei den Grünen und denken uns eine Hamburger Bürgerin, die morgens mit der
U-Bahn zur Universität fährt. Entsprechend ist die potenzielle Grünen-Wählerin tendenziell
mit dem Nahverkehr oder auf fahrradfreundlichen Nebenstraßen unterwegs und während
der Strecke offen für unterschiedlichste Botschaften. Anschließend eignen sich
Online-Banner auf Informationsportalen mit regionalem Bezug, beispielsweise zu
Artikeln über Studiengebühren oder Professorenmangel. Zum Vergleich: Den
potenziellen CDU-Wähler würde man, polemisch formuliert, eher im Mercedes im
Stau erwarten. Er wäre eher über ausgewählte Außenwerbeflächen entlang einer
Hauptverkehrsstraße oder über Werbeformate innerhalb bestimmter Apps erreichbar,
die er während der Wartezeit konsumiert. In beiden Fällen bieten
Online-Werbemittel zudem die Chance, mit dem potenziellen Wähler zu
interagieren.
Ein weiteres Beispiel illustriert, wie viele werbefähige Kanäle potenzielle Wähler inzwischen fast stündlich begleiten:
Ein weiteres Beispiel illustriert, wie viele werbefähige Kanäle potenzielle Wähler inzwischen fast stündlich begleiten:
Eine größere Ansicht der Tabelle ist hier möglich:
Online-Marketing bewegt, wenn es richtig eingesetzt wird
Echtzeitmarketing
und crossmediale Aussteuerung der Kampagneninhalte sorgen dafür, dass die
definierte Zielgruppe immer präziser und wirkungsvoller angesprochen wird, mit
der Botschaft interagieren und sich so tiefgründiger mit dem Thema
beschäftigen. Die Vorteile gegenüber klassischen Kampagnen: Das verfügbare
Budget wird optimal ausgenutzt und es findet eine effektstarker Dialog mit der
Zielgruppe statt.
Autoren
Benjamin Birkner
Benjamin Birkner ist Head of Business Development
der Full-Service Onlinemarketing Agentur Die Onlinefabrik. Der 32-Jährige ist
Experte und Vordenker sowohl für Konzeption als auch technologische Umsetzung
von Branding- und Performancekampagnen und verantwortet die strategische
Weiterentwicklung des 2010 gegründeten Unternehmens. In seiner Funktion berät
der studierte Politologe Kunden wie Bündnis 90/Die Grünen, die Versicherung AOK Baden-Württemberg, den Deutschen Anwaltverein und Thüringer Energie in allen
Fragen des Online-Marketings und Campaignings.
Viktor Zawadzki
Viktor Zawadzki ist Geschäftsführer der Spree7 GmbH, dem Trading-Desk-Service für die effiziente Steuerung digitaler Medien in
Echtzeit. Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem weiteren Ausbau des operativen
Geschäfts in Europa, auf Business Development, Consulting und Product
Development. Der Diplom-Volkswirt war in früheren Stationen im Umfeld des
Inkubators Rocket Internet tätig. Als Head of Display Marketing and
Cooperations verantwortete er Display, Real-Time Bidding, Facebook, Mobile,
Remarketing und Online-Kooperationen für die Portale eDarling und SHOPAMAN,
zuvor war er langjährig in ähnlicher Funktion für Jamba! GmbH aktiv. Der
Online-Marketing-Experte lebt und arbeitet in seiner Wahlheimat Berlin.
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