Dies ist ein Gastbeitrag von Jörg Mitzlaff, Gründer und Gesellschafter von openPetition und Fritz Schadow, der als Kampagnenberater für die Plattform arbeitet.
Noch
immer nutzen viel zu wenige PolitikerInnen die Chancen von
Online-Petitionen und Petitionsplattformen für Ihre Arbeit.
Längst etabliert sind Petitionen als Möglichkeit für BürgerInnen,
ihrem Anliegen öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen und es auf
die politische Tagesordnung zu setzen. Doch die gleichzeitig
vorhandene Möglichkeit für gewählte Vertreter, mit BürgerInnen in
Dialog zu treten und vor allem Menschen zu erreichen, die nicht
wählen gehen und Parteipolitik gegenüber skeptisch sind, wird noch
wenig genutzt. Zudem fehlte bisher eine wahlkreisgenaue
Aufschlüsselung von Petitions-Unterschriften, um sichtbar zu machen,
welche Themen und Anliegen den WählerInnen im Wahlkreis wichtig sind
und wie sie ihre Prioritäten setzen.
Logo openPetition |
Petitionen
auch für PolitikerInnen zu einem wertvollen Werkzeug zu machen, ist
ein Kernanliegen der Petitionsplattform openPetition. In diesem
Artikel präsentieren wir, wie Abgeordnete die Plattform nutzen
können.
Am Thema Interessierte erreichen
Quelle: Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/ (bpb) |
Für
einen themenbezogenen Dialog bietet eine Petitionsplattform ideale
Voraussetzungen. Dort
sind mittels ihrer Unterschrift viele Menschen versammelt, die sich
für ein bestimmtes Thema interessieren. Zugleich ist sichtbar, wie
vielen das Thema wichtig ist, insbesondere auch im Vergleich zu
anderen Themen. So wird eine Gewichtung möglich. Über
Unterschriften hinaus bringt eine zeitgemäße Petitionsplattform
Argumente, Wünsche, Befürchtungen, Ideen und Quellen zu einem
Anliegen zusammen. Welche besseren Voraussetzungen kann es geben für
einen gewählten Vertreter, als sich genau an dieser Stelle an seine
interessierten Wähler zu wenden?
Infografik: Visaualisierte Stellungnahmen zu einer Petition im Landtag Niedersachsen |
Deshalb bietet openPetition Adressaten und Entscheidungsträgern von Petitionen die Möglichkeit, Stellungnahmen zum jeweiligen Anliegen zu veröffentlichen. Seit 2014 erfragen wir zusätzlich aktiv Stellungnahmenzu einer Petition von den gewählten Vertretern, wenn das Quorum erreicht ist. Diese Möglichkeit wird ausgiebig auf den unterschiedlichen Ebenen genutzt: Bundesland, Landkreis, Stadt, Gemeinde.
Den Wahlkreis im Blick
Übersichtsseite Petitionen Landtagswahlkreis Mainz 1 |
Eine
derartige Auswertung nach Wahlkreisen war bisher für keine
Petitionsplattform in Deutschland verfügbar. Jetzt schließt
openPetition diese Lücke. Für jeden Bundestags- und
Landtagswahlkreis zeigt unsere Plattform:
- die Zahl der Unterschriften aus dem Wahlkreis für jede Petition
- die Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene aus diesem Wahlkreis
- die Stellungnahmen von diesen Abgeordneten zu Petitionen
Neben
der Wahlkreis-Übersicht für Entscheidungsträger entsteht ein
Profil
jedes Abgeordneten, das WählerInnen eine Entscheidungsgrundlage für
Wahlen in die Hand gibt.
Gegenüber der reinen Dokumentation des Abstimmungsverhaltens, wie
z.B. beim Deutschen Bundestag, zeigen die Stellungnahmen auf
openPetition nicht nur die Positionierung für oder gegen das
Anliegen einer Petition, sondern auch eine ausführliche Begründung und Erläuterung
dieser Position. Darin liegt für Abgeordnete die Chance, die eigene
Positionierung besser nachvollziehbar zu machen.
Pioniere unter den Parteien
Einige
Parteien haben bereits begonnen, das Potential von Online-Petitionen
auszuloten. Die
Auswertung der rund 100 Petitionen, die auf openPetition von Parteien
oder Parteigruppierungen gestartet wurden, zeigt, wofür
Online-Petitionen aktuell von der Politik genutzt werden. Drei Typen
von Petenten lassen sich dabei unterscheiden:
Typ 1: der Petent ist eine kleine Fraktion im jeweiligen Parlament (Landtag, Kreistag, Stadtrat, Gemeinderat), typischerweise die dritt- oder viertstärkste Fraktion.
Typ 2: der Petent ist ein Kleinpartei oder eine neu gegründete Partei, die meist nicht im Parlament vertreten ist.
Typ 3: der Petent ist die stärkste Gruppierung im Parlament. Die drei Typen nutzen Online-Petitionen unterschiedlich und für unterschiedliche Ziele:
Typ 1: der Petent ist eine kleine Fraktion im jeweiligen Parlament (Landtag, Kreistag, Stadtrat, Gemeinderat), typischerweise die dritt- oder viertstärkste Fraktion.
Typ 2: der Petent ist ein Kleinpartei oder eine neu gegründete Partei, die meist nicht im Parlament vertreten ist.
Typ 3: der Petent ist die stärkste Gruppierung im Parlament. Die drei Typen nutzen Online-Petitionen unterschiedlich und für unterschiedliche Ziele:
Beispiel Typ 1-Petition |
Beispiel: Typ 2-Petition |
Beispiel: Typ 3-Petition |
Die
wichtigsten Ziele von Petitionen von Parteien sind somit:
- Unterstützung erhalten gegen ein Vorhaben von stärkeren Fraktionen, von Akteuren auf höherer Ebene oder von nicht-staatlichen Akteur
- Das Profil der eigenen Partei schärfen und bekannter machen durch Markenzeichen-Anliegen mit lokalem Bezug
- Aufmerksamkeit für die eigene Partei erzeugen mittels eines populären Anliegens, das alle betrifft
- Zusätzlich als übergeordnetes Ziel: direkte Kommunikation mit Wählerinnen ermöglichen zu einem Thema, das ihnen wichtig ist
Fazit
Petitions-Plattformen können ein wertvolles Instrument für gewählte VertreterInnen sein. Dazu brauchen sie spezielle Funktionen, um den Bedürfnissen von Abgeordneten Rechnung zu tragen. Insbesondere ist ein Rückkanal zu den Unterzeichnern einer Petition notwendig, sowie eine Wahlkreis-Übersicht. So kann der alte Einbahnstraßen-Charakter von Petitionen überwunden und Petitionen zu einem Instrument für konstruktiven Dialog werden. openPetition entwickelt die dafür notwendigen Instrumente und stellt sie auf ihrer Petitionsplattform zur Verfügung. Wir laden Sie ein, sie auszuprobieren und freuen uns über Rückmeldungen und Hinweise zur Weiterentwicklung.
Autoren
Fritz Schadow |
Fritz Schadow
ist seit 2012 bei der Petitionsplattform openPetition für Online-Kommunikation und Kampagnenberatung zuständig. Zuvor
arbeitete er bei Oxfam Deutschland zu Klimagerechtigkeit und engagierte sich in mehreren Umwelt- und
Klimainitiativen. Er hat Englisch und Spanisch in Potsdam, Ciudad
Real/Spanien und Monterrey/Mexiko studiert.
Kontakt: fritz.schadow@openpetition.de
Jörg Mitzlaff |
Jörg
Mitzlaff -
studierte Informatik in Berlin und arbeitete als Software-Entwickler
und IT-Manager u.a. bei Infoseek, eBay und idealo. Er engagierte sich
bei Mehr Demokratie e.V. bevor er 2010 die Plattform openPetition aufbaute. Seit 2012 ist er Gesellschafter und Geschäftsführer der
openPetition gemeinnützigen GmbH und ist zuständig für
Produktentwicklung, Softwareentwicklung und Marketing und Vertrieb.
Kontakt: joerg.mitzlaff@openpetition.de
Open Petition (OP) ist nicht perfekt. Es errechnet z.B. Phantasie-Quoren, anstatt daß die offiziellen Quoren zur öffentlichen Behandlung einer Petition angegeben werden könnten (z.B. Bundestag 50.000, OP schreibt 120.000 etc.). Auf die Bitte, dies in eienr konkreten Petition entsprechend zu korrigieren, reagiert OP nicht. Die Vorschläge zurr Gliederung sind nicht gut, weil das Petitum dabei nicht (analog e-Petitionen im Bundestag). an die erste Stelle gestellt wird.
AntwortenLöschenAntwort Fritz Schadow von openPetition:
AntwortenLöschenHallo Tilman,
das Quorum bei openPetition hat eine andere Funktion als das Quorum des Petitionsausschusses des Bundestags, daher sind nicht gleich hoch. Beim Petitionsausschuss des Bundestags sind 50.000 Unterschriften erforderlich, damit der Petitionsausschuss über das Anliegen in einer öffentlichen Sitzung berät, auf der der Petent persönlich sein Anliegen vor den Abgeordneten des Petitionsausschusses vorbringen kann.
Das openPetition-Quorum hingegen gibt an, wie viele Unterschriften nötig sind, damit openPetition von den zuständigen gewählten Vertretern eine Stellungnahme zur Petition einholt.
Vereinfacht gesagt: das Quorum des Petitionsausschusses ermöglicht Zugang zu einem Ausschuss, das openPetition-Quorum ermöglicht Zugang zum gesamten Parlament. Daher erscheint uns ein höherer Wert angemessen.
openPetition berechnet das Quorum für jede Petition, die sich auf eine konkrete Verwaltungsregion bezieht, z.B. ein Bundesland, Landkreis, Gemeindeverband oder eine Stadt. Für das Quorum zählen nur die Unterschriften aus der Region, auf die sich die Petition bezieht. Wir wir die Quoren berechnen, stellen wir hier vor: https://www.openpetition.de/blog/blog/2014/08/08/openpetition-bringt-petitionen-ins-parlament/
Viele Grüße,
Fritz Schadow, openPetition