Dies
ist ein Gastbeitrag von Chantal Schwindenhammer. Sie untersuchte in
ihrer Bachelorarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
„Parlaments-PR und Social Media. Von einer einseitigen zu einer dialogorientierten Kommunikation mit neuen Partizipationsmöglichkeiten“ die
politische Kommunikation im digitalen Raum.
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Die
Politik ist dazu angehalten, ihre Arbeit öffentlich zu machen (vom
Bundesverfassungsgericht in einem Urteil vom 02.03.1977 festgelegt,
vgl. auch Kunczik 2010) um ihre Entscheidungen zu legitimieren und im
besten Fall das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Dazu gibt
es vielfältige Möglichkeiten. Eine neuere davon stellt Social Media
dar. Durch eine Literatursynopse unterschiedlicher Studien aus dem
deutschem und internationalem Raum, lässt sich ableiten, inwiefern
Parlamente, Parteien und Abgeordnete sich auf
Social-Media-Plattformen präsentieren und ob dort ein Dialog mit den
Bürgern gesucht wird.
Grundsätzlich
werden Social-Media-Kanäle
noch nicht mit einer langfristigen Strategie von deutschen Politikern
genutzt.
Die meisten Parlamentarier verbreiten Informationen und suchen keinen
Dialog, außerdem werden selten sämtliche Möglichkeiten des Social
Media ausgelotet. Es werden zwar häufig Links geteilt (67%), doch
weder Fotos (18%) noch Videos (3%) sind des Öfteren zu finden
(Schultz 2015). Nach Meckel et al. (2013) werden drei Nutzertypen
klassifiziert (Abb. 1).
Bei den Parteien zeichnet sich dagegen ein zeitbezogenes Bild. Während eines Wahlkampfes steigt die Kommunikation via Social Media stark an, ist allerdings häufig recht trivial und erzeugt keinen Diskussionsbedarf (vgl. Köhler 2015). Auch die Parlamente streben nicht grundsätzlich nach einem Dialog. Hier ist festzustellen, dass Social Media für mehr Transparenz der politischen Arbeit genutzt wird und weniger für eine echte Zusammenarbeit.
Abbildung 1: Politische Nutzertypen bei Social Media (nach Meckel et al. 2013) |
Bei den Parteien zeichnet sich dagegen ein zeitbezogenes Bild. Während eines Wahlkampfes steigt die Kommunikation via Social Media stark an, ist allerdings häufig recht trivial und erzeugt keinen Diskussionsbedarf (vgl. Köhler 2015). Auch die Parlamente streben nicht grundsätzlich nach einem Dialog. Hier ist festzustellen, dass Social Media für mehr Transparenz der politischen Arbeit genutzt wird und weniger für eine echte Zusammenarbeit.
Beispiel 1: Heiko Maas (SPD) |
Gründe
für diese Zurückhaltung sind schnell gefunden (Abb. 2). Von der
Seite der Bürger ist jedoch eine politische Kommunikation in den
sozialen Netzwerken nur für die diejenigen von Interesse, die sich
auch offline politisch engagieren (vgl. Conroy et al. 2012). Das
Vertrauen der Bürger in die Politik lässt sich jedoch durch Social Media durchaus erhöhen,
das erfordert allerdings Transparenz, kontinuierliche und dauerhafte Aktivität auf den
Plattformen und im besten Falle Interaktion mit den Bürgern. Das
bedeutet, dass Politiker und Parlamente nicht nur Postings
veröffentlichen, die sie gut darstellen, sondern auch solche, die
möglicherweise negative Auswirkungen haben, wozu sie allerdings direkt
im Dialog Stellung beziehen können. Zusätzlich erfordert eine
erfolgreiche Arbeit mit Social Media mehr als ein Posting pro Monat,
damit eine dauerhafte Beziehung mit den Followern entstehen kann.
Abbildung 2: Gründe für Zurückhaltung von Politikern in Social Media |
Es
gibt aber auch positive Beispiele. Das Europäische Parlament nutzt seine Facebookseite, um mit den Bürgern in Kontakt zu treten, ihre
Meinung zu erfragen und auf Kommentare einzugehen. Außerdem sind die
meisten Postings mit Bildern oder Videos verknüpft und somit
interessanter für die Nutzer (siehe Beispiel 2.1 und 2.2).
Beispiel 2.1. Video-Beispiel auf Facebookseite des Europäischen Parlaments |
Beispiel 2.2. Dialog auf der Facebookseite des Europäischen Parlaments |
FAZIT
Zusammengefasst sind die gegenwärtigen Social-Media-Aktivitäten der Politik in den meisten Fällen wenig interaktiv und aktionsbezogen, doch es gibt auch Beispiele, die einen interaktiveren Weg gehen. Auf jeden Fall sollten die Chancen für eine verbesserte Verbindung mit den Bürgern nicht ignoriert werden
Autorin:
Chantal Schwindenhammer |
Chantal Schwindenhammer hat einen Bachelorabschluss von der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena in Kommunikationswissenschaft
mit Wirtschaftswissenschaft im Nebenfach. Ihre Interessen liegen in
der Öffentlichkeitsarbeit und in den Kommunikationsstrategien von
Unternehmen und Institutionen.
Kontakt:chantal.schwin@gmail.com
Literatur
Literatur
Conroy,
M., Feezell, J. T., & Guerrero, M. (2012). Facebook and political
engagement: A study of online political group membership and offline
political engagement. Computers in Human Behavior, 28(5), 1535-1546.
Köhler,
A. (2015). Wahlkampfmotivation statt Bürgerdialog? In M. Kaeding &
N. Switek (Hrsg.), Die
Europawahl 2014
(S. 257-270). Wiesbaden: Springer VS.
Kunczik,
M. (2010). Public Relations. Konzepte und Theorien (5.,
überarb. und erw. Aufl.). Köln [u.a.]: Böhlau.
Meckel,
M., Hoffmann, C., Bucher, E., & Suphan, A. (2013). Politiker
im Netz – Treiber und Hürden der Social Media-Nutzung unter
Bundes- und Landtagsabgeordneten. Abschlussbericht.
Schultz,
K. (2015). Europa goes Facebook – Faktoren für eine erfolgreiche
Öffentlichkeitsarbeit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments
auf Facebook. In R. Fröhlich & T. Koch (Hrsg.), Politik –
PR – Persuasion (S. 219-235). Wiesbaden: Springer VS.
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