Die starke Machtverschiebung in der Medienlandschaft von klassischen Medien hin zu Social Media macht es Populisten noch einfacher, ihre schnell geschaffenen Communitys zu aktivieren, um erfolgreich zu sein. Trump und Brexit haben das gezeigt, die vergangene Bundestagswahl ebenfalls. Vor allem in Ostdeutschland.
www.wahlanalyse2017.de |
Es gibt keine wahlkampffreien Zeiten
Und just am Tag nach der Wahl ist die Kampagne vorbei. Danke-Plakate in Großstädten, Danke-Posts im Netz. Ein Fehler. Die moderne Kampagne hätte jetzt den Übergang in die nächste Phase gestartet. Denn wahlkampffreie Zeiten gibt es in der digitalisierten Gesellschaft nicht mehr.
Menschen haben Fragen und die Politik eine Pflicht zu antworten. Einmischung ist dabei keineswegs eine Bedrohung und auch nicht immer Ausdruck einer Dagegen-Haltung, sondern sollte als Bereicherung verstanden werden. Pure Präsenz und in regelmäßigen Abständen vom Team Beiträge veröffentlichen zu lassen, reichen dabei aber nicht aus. Die alten Wege der Einbahnstraßen-Kommunikation funktionieren im Netz nicht.
Christian Lindner hat verstanden
Livevideo Christian Lindner (FDP) |
Menschen begegnen, wo sie unterwegs sind
Dieser offene Dialog mit interessierten Bürgern und der digitale Austausch mit Stakeholdern muss intensiviert werden. Parteien sind gerade nach dem Ergebnis der Bundestagswahl gut beraten, weiter in institutionalisiertes Web-Monitoring zu investieren, um früh Themen und Interessen wahrzunehmen, zu analysieren und schnell, aber klug mit Maßnahmen und Aktionen reagieren zu können. Moderne Kommunikation kann auf Big Data nicht verzichten. Die Politik muss sich die Mühe machen, herauszufinden, welche Probleme enttäuschte Menschen wirklich bewegen und ihnen dort begegnen, wo sie unterwegs sind. In der digitalen Fußgängerzone Facebook ebenso wie in Innenstädten. Warum stellt sich der Minister nicht auch während der Legislaturperiode in „ask me anything“ Formaten auf Marktplätzen den Fragen der Bevölkerung? Wieso hält Angela Merkel eine bedeutende Rede zur Zukunft Europas nicht ganz bewusst vor Ort umringt von Menschen? Warum erklären Parteien Gesetzesvorlagen nicht an Infoständen im direkten Austausch mit den Menschen?
Die Hoffnung eines neuen Politikstils realisieren
Mehr denn je brauchen wir heute Dialoge zwischen der Bevölkerung und der Politik. Dazu braucht es Nähe und die Offenheit für neue Wege und alternative Kommunikationsformen, um die Bürgerinnen und Bürger anzuhören und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen zu kommunizieren. Es gibt keinen besseren Weg, Akzeptanz und Vertrauen für das demokratische System und die getroffenen Entscheidungen zu schaffen, als die Betroffenen selbst einzubeziehen und Transparenz zu schaffen. Der digitale Dialog ist eine große Bereicherung für unsere demokratische Kultur.
Eine mögliche Jamaika-Koalition könnte sich genau das zur Aufgabe machen. Einen Koalitionsvertrag im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und im engen Austausch mit Interessengruppen umsetzen. Viele Menschen hoffen auf einen neuen Politikstil, Dialog auch während der Legislaturperiode, neue Formen der Beteiligung und ein Ende des Regierens von oben herab.
Autor
Daniel Mack ist Berater für Public Affairs und Kommunikation bei 365 Sherpas Corporate Affairs & Policy Advice in Berlin und früherer hessischer Landtagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen. Er berät Marken, Persönlichkeiten, Organisationen und Politik bei Strategien für digitale Kommunikation und veröffentlicht als Autor Beiträge bei diversen Medien.
Mehr denn je brauchen wir heute Dialoge zwischen der Bevölkerung und der Politik.
AntwortenLöschen