Dies ist ein Gastbeitrag des Bundestagsabgeordneten Dr. Lukas Köhler. Er sitzt für die FDP seit 2017 als Obmann im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, sowie im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung.
Twitter-Account von Dr. Lukas Köhler, MdB |
Im September 2017 bin ich über die Landesliste der FDP Bayern erstmals in den Deutschen Bundestag eingezogen. Die Zeit seither ist mit vielen extrem spannenden, aber auch völlig neuen Erfahrungen verbunden. Mit zwei sehr großen Herausforderungen war ich gleich ganz am Anfang meiner Zeit in Berlin konfrontiert: Wie bediene ich ein Faxgerät – das wichtigste Kommunikationsmittel im Bundestag? Und wie gehe ich mit Fake-Followern auf Twitter um?
Denn
Ende Oktober fing es plötzlich an. Mein Twitter-Account – noch
relativ neu, erst im Wahlkampf gestartet und bisher mit einer eher
überschaubaren Zahl von rund 150 Followern – erfreute sich
plötzlich größter Beliebtheit. 500 Follower. Kurz danach 1.000,
dann 2.000, 3.000, schließlich 5.000 Follower. Meiner anfänglichen
Freude über das zunehmende Interesse an meiner Meinung zum
politischen Geschehen wich schnell einer gehörigen Portion Skepsis,
denn mir war klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen
konnte. Es musste sich um Fake-Follower handeln. Während ich noch
darüber nachdachte, welchen Sinn es haben, welches Interesse jemand
damit verfolgen könnte, meinen twitter-Account mit lauter Fakes zu
überfluten, wurde mir klar: Du musst hier gegensteuern, um nicht in
Verdacht zu geraten, mit gekauften Followern Eindruck und Reichweite
vortäuschen zu wollen. Ich wäre schließlich nicht der Erste
gewesen, der das versucht – und auch, wenn die Art und Weise recht
plump gewirkt hätte, wäre es nicht überraschend gewesen, wenn
dieser Eindruck
entstanden wäre.
Entwicklung der Twitterfollower Dr. Lukas Köhler (Pluragraph.de) |
In der
Folge habe ich mich an Twitter-Experten und an Twitter selbst
gewandt, um zu erfahren, was ich gegen diese Flut offensichtlicher
Fake-Follower tun könne. Die Antwort war ernüchternd: Prinzipiell
erstmal nichts, außer den Account auf nicht-öffentlich stellen und
die falschen Profile manuell oder mit Hilfe kommerzieller Programme
rauszufiltern. Obwohl mir diese Lösung widerstrebte, da ich Twitter
schließlich ganz bewusst für die Öffentlichkeit nutze, blieb mir
nichts anderes übrig.
Nach einiger Zeit habe ich immer wieder
probiert, das Profil öffentlich zu stellen – und jedes Mal stieg
die Zahl der Follower in Windeseile wieder an. Um die Dimensionen zu
verdeutlichen: Derzeit habe ich mit Hilfe des Programms Statuspeople
rund 30.000 Profile identifiziert und geblockt. Für Statuspeople
habe ich mich nach intensiver Recherche im Netz und letztlich meinem
Bauchgefühl folgend entschieden. Und auch, wenn das Problem nicht
vollständig gelöst wurde, bin ich letztendlich froh, diesen Weg
gegangen zu sein. Enttäuscht bin ich von Twitter selbst. Nicht, weil
offensichtliche Fake-Accounts erst gesperrt werden, nachdem sie
gemeldet wurden. Das finde ich gut und richtig. Aber dass eine
Kontaktaufnahme offensichtlich nicht möglich ist und sich niemand
auf meine Anfragen gemeldet hat, verstehe ich nicht unter gutem
Userservice.
In
letzter Zeit war dann aber auch endlich Ruhe, die Zahl meiner
Follower pendelte sich bei ca. 4.000 ein, von denen ich immer noch
eine beträchtliche Zahl als Fakes eingeschätzt habe. Aber immerhin
stieg die Zahl nur noch in dem Maße, wie ich es mir auf Grund meiner
Aktivität habe. Mein Profil war dabei wieder öffentlich, da ich
mich nicht dauerhaft geschlagen geben wollte. Sollte die Zahl der
Fake-Follower allerdings wieder steigen, werde ich mich gezwungen
sehen, wieder einzuschreiten. Zuletzt allerdings geschah ohnehin
etwas Anderes: Offenbar ist Twitter, nach wie vor ohne Kommunikation
mit mir, selbst aktiv geworden und hat eine Reihe von Fakes entfernt.
Mit meinem aktuellen Stand von 1.342 Followern fühle ich mich wieder
wohl, denn diese Zahl halte ich tatsächlich für sehr realistisch.
Gerne
würde ich den Beitrag mit einem Rat beenden, wie man sich vor diesem
Problem schützen kann. Leider muss ich sagen, dass ich diesen Rat
für die Zukunft selbst gerne bekommen würde, falls sich die
Situation wiederholt. Ich würde allerdings jederzeit wieder offensiv
mit dem Thema umgehen, statt mich nicht mit meiner großen Zahl an
Followern zu brüsten. Denn ich weiß dann, dass sie nicht echt sind,
sondern dass mir irgendjemand einen üblen Streich spielt, von dem
ich nicht mal weiß, welchen Nutzen er sich davon verspricht.
#Kanada legalisiert mit @JustinTrudeau #Cannabis. Die Mauer sinnloser #Prohibition bröckelt weiter. Wann begreift die #CSU, dass es nicht #konservativ, sondern dumm ist, aus Sturheit harmlose #Kiffer weiter zu kriminalisieren und auf #Jugendschutz zu verzichten!? #LegalizeIt— Lukas Köhler (@koehler_fdp) 20. Juni 2018
Eins ist jedoch auch klar: Ich lasse mich weder von Twitter vertreiben, noch werde ich mich der Masse an Fakes jemals kampflos geschlagen. Ich hoffe jedoch, ab sofort wieder ein Profil mit Followern zu haben, die zum Teil inhaltlich mit mir übereinstimmen, zum anderen Teil aber auch in den fairen Wettstreit der Meinungen mit mir treten. Denn die sachliche Debatte ist es doch, die Politik ausmacht und aus der ich selbst auch immer wieder lernen kann.
Autor
Dr. Lukas Köhler |
Dr. Lukas Köhler ist klimapolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Obmann der FDP-Fraktion im Umwelt- und Menschrechtsausschuss und ist Mitglied im Parlamentarischen Beirat für Nachhaltigkeit. Zuvor war Geschäftsführer des von ihm mitgegründeten Zentrums für Umweltethik und Umweltbildung an der Hochschule für Philosophie in München.
schönes Fazit hast Du.
AntwortenLöschenLG, Alex
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