Viele Jahre lang wäre die Antwort Christian Lindner (FDP) richtig gewesen. Aber seit Februar 2023 gibt es ein neues politisches Schwergewicht auf LinkedIn: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Innerhalb von 1,5 Jahren hat eine Community mit über 420.000 Follower:innen aufgebaut und schafft es mit seinen Videos, Texten und Bildern dauerhaft tausende Interaktionen einzusammeln und so zu einer gefragten Stimme auf der Business-Plattform zu werden.
Gemeinsam mit der wunderbaren Maria Timtschenko habe ich die Sommermonate genutzt, um mir mal wieder alle 735 Bundestagsabgeordnete und deren Aktivitäten auf LinkedIn genauer anzuschauen. Ja, das war kein Zuckerschlecken, zumal die Suchfunktion von LinkedIn noch Luft nach oben hätte. Aber es war wieder mal an der Zeit: Bereits 2022 hatte ich die politische Landschaft auf der Plattform analysiert und in 1 Jahr steht die nächste Bundestagswahl an.
Hat die politische Relevanz von LinkedIn nach dem Abgesang von X, dem weiteren Dahinsiechen von Facebook und dem Aufstieg von Tik Tok zu- oder abgenommen?
Auf jeden Fall zugenommen: Mittlerweile nutzen 426 Bundestagsabgeordnete LinkedIn für die politische Kommunikation. Dies entspricht einem Anstieg von 85 MdB und einer Nutzung von 58% aller Parlamentarier:innen (2022: 46%).
Da Profil einrichten und es auch aktiv nutzen immer zwei paar Schuhe sind 👟👢, haben wir uns auch angeschaut wie aktiv die MdB sind. Und immerhin 62% der Abgeordneten haben innerhalb der letzten drei Monate mit anderen Postings interagiert, Inhalte repostet oder eigene Postings veröffentlicht. In harten Zahlen: 263 MdB.Die Zahl der Follower:innen aller MdB hat sich verdreifacht, insgesamt folgen nun gut 1.8 Millionen Accounts den Abgeordneten
Es gibt eine Fraktion, die extrem mit der Plattform fremdelt: Von der AfD-Bundestagsfraktion sind nur 3 von 77 MdB aktiv und die Follower:innen-Zahlen liegen weit hinter den der anderen Fraktionen. Zum Vergleich: Durchschnittlich hat ein:e AfD-Politiker:in 253 Follows, bei allen Politiker:innen liegt der Schnitt bei 4279.
Damit ist LinkedIn wohl die einzige digitale Plattform mit bundespolitischer Relevanz, auf der die AfD nicht sehr gut performt. Ist es vielleicht die letzte relevante Plattform für die Politik, auf der Populismus und Extremismus nicht den Ton angeben?
Eine Gruppe ist bisher noch gar nicht auf LinkedIn aktiv: Das BSW. Keiner der 10 Abgeordneten hat ein Profil. Immerhin gibt es bereits ein von LinkedIn angelegtes “Unternehmensprofil” mit fast 500 Follower:innen.
Im Durchschnitt hat jede:r Parlamentarier:in aktuell 4279 Follower:innen (2022 waren es: 2042), also eine Verdoppelung der Follower:innenzahl. Allerdings ist die Zahl etwas verzerrt durch die extrem großen Accounts (siehe Top 10) und es gibt eine Reihe von inaktiven Accounts, die 0 Follower:innen haben.
Einige Abgeordnete sind mit extremen starkem Zuwachs Ihrer Community aufgefallen, so z.B. Reem Alabali-Radovan, Verena Hubertz, Armand Zorn, Carsten Schneider, Andreas Rimkus, Matthias Mieves, Edgar Franke, Lars Klingbeil, Robin Mesarosch (alle SPD), Franziska Brantner, Anna Christmann, Katharina Beck, Lisa Paus, Sandra Detzer, Katrin Göring-Eckardt, Felix Banaszak, Kassem Taher Saleh, Dieter Janecek, Omid Nouripour (alle Grüne), Daniela Kluckert, Bettina Stark-Watzinger, Nicole Bauer, Michael Theurer, Johannes Vogel, Maximilian Funke-Kaiser, Volker Wissing, Marco Buschmann (alle FDP), Tilman Kuban, Ottilie Klein, Melis Sekmen, Mario Czaja, Thomas Heilmann, Friedrich Merz (alle CDU).
Und da wir wissen, dass ihr natürlich wissen wollt wer die meisten Follower:innen hat, hier der Überblick:
Wer hat die meisten Follower:innen? (Stand 09. Oktober 2024)
Mit Blick auf die Top 11-30 fällt auf, dass hier einige Köpfe aus der zweiten Reihe der Spitzenpolitik mit ansehnlichen Communities unterwegs sind z.B. Robin Mesarosch, Matthias Mieves, Siemtje Möller, Arman Zorn (alle SPD), Katharina Beck (Grüne), Thomas Jarzombek (CDU), Daniela Kluckert und Oliver Luksic (beide FDP). Diese haben ihren Erfolg wirklich guter Kommunikation zu verdanken, einige Beispiele gibts als Inspiration unter Best Practice 👇.
Besonders auffällig sind zum Teil die schwindelerregenden Steigerungsraten bei einigen MdB auf den Top-Plätzen. So konnte die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan (SPD) ihre Followerschaft um das 26-fache auf nun 11.465 vergrößern, aber auch Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Robin Mesarosch (SPD) konnten die Anzahl ihrer Follows in den vergangenen zwei Jahren um das 13-fache vergrößern. Wow! Das zeigt: Gute kontinuierliche Kommunikation schafft auch Reichweiten.
Neben einigen AfD-Poltiker:innen hat eigentlich nur der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im großen Stil Follower:innen verloren. Seine Community verkleinerte sich um ca. 5000 auf nun knapp 78400.
Betrachtet man die Nutzung innerhalb der verschiedenen Fraktionen bzw. Gruppen zeigen sich teilweise massive Unterschiede nach Parteifarbe.
Übersicht über Verteilung der Linked-Accounts nach Fraktion/Gruppe:
SPD (207 MdB):
125/207 MdB nutzen LinkedIn (60,4%)
Ein Plus von 29 MdB
70/125 MdB nutzen LinkedIn aktiv (56%)
1752 Follower:innen im Durchschnitt ( +804 Follower:innen)
CDU/CSU
117/196 MdB nutzen LinkedIn (59,7%)
Ein Plus von 21 MdB
75/117 MdB nutzen LinkedIn aktiv (82%)
4158 Follower:innen im Durchschnitt ( +1119 Follower:innen)
Bündnis 90/Die Grünen
68/117 MdB nutzen LinkedIn (58,1%)
Ein Plus von 19 MdB
45/68 MdB nutzen LinkedIn aktiv (66%)
8216 Follower:innen im Durchschnitt ( +7130 Follower:innen)
FDP
75/91 MdB nutzen LinkedIn (82,4%)
Ein Plus von 8 MdB
66/75 MdB nutzen LinkedIn aktiv (88%)
7277 Follower:innen im Durchschnitt ( +3402 Follower:innen)
AfD
31/77 MdB nutzen LinkedIn (40,3%)
Ein Plus von 4 MdB
3/31 MdB nutzen LinkedIn aktiv (10%)
253 Follower:innen im Durchschnitt ( +69 Follower:innen)
Linke
6/28 MdB nutzen LinkedIn (21,4%)
Ein Plus von 0 MdB
3/6 MdB nutzen LinkedIn aktiv (50%)
427 Follower:innen im Durchschnitt ( +167 Follower:innen)
BSW
0/10 MdB nutzen LinkedIn (0%)
0/0 MdB nutzen LinkedIn aktiv (0%)
0 Follower:innen im Durchschnitt
Fraktionslos
3/7 MdB nutzen LinkedIn (42,8%)
Ein Plus von 2 MdB
1/3 MdB nutzen LinkedIn aktiv (33%)
824 Follower:innen im Durchschnitt ( -666 Follower:innen)
Best Practice
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und sein Team aus dem Bundeswirtschaftsministerium betreiben LinkedIn auf einem hochprofessionellen Niveau. Seine Postingfrequenz ist mit vier bis sechs Beiträgen pro Woche am höchsten. Er kann bei seinen Assets aus dem Vollen schöpfen, weil er von sich in nahezu jeder politischen Situation gutes Bildmaterial hat. Habeck bezieht in seinen Beiträgen nicht nur Stellung zu (internationalen) politischen Themen, beispielsweise den Rückzug von US-Präsident Joe Biden bei der nächsten Präsidentschaftswahl, sondern gibt auch Einblicke “behind the scenes” eines Politiker:innenlebens - beispielsweise aus seinen Telefonaten mit Bürger:innen. Er nutzt LinkedIn zur Erklärung komplexer Themen und um seine Termine im politischen Alltag abzubilden. Unter Habecks Beiträgen sammeln sich Hunderte Kommentare. Als polarisierender Politiker nicht nur positive. Antworten gibt es hier leider nicht.
Robin Mesarosch (SPD) ist auf LinkedIn deutlich politischer unterwegs als beispielsweise auf Instagram. Auch seine Postingfrequenz ist auf der Businessplattform geringer, zirka zwei bis drei Mal im Monat. Er zeigt auf LinkedIn eine klare Haltung gegen Rechtsextremismus und erklärt - vor allem in Videos - seine Gedanken hinter dem politischen Geschehen. Dabei ordnet er immer wieder Aussagen von Politiker:innen der Opposition, beispielsweise zu “Fahrradwegen in Peru” ein. Auch er antwortet nicht auf die Kommentare unter seinen Beiträgen, die oft in die Hunderte gehen.
The analysis on “Wie LinkedIn ist die deutsche Politik - Analyse 2024” brings an interesting perspective on how digital platforms influence modern political communication in Germany. It’s intriguing to see how politicians adopt LinkedIn-like strategies to build professional online personas and engage with voters. Social media has indeed transformed how we connect with public figures, and this analysis highlights how it shapes public perception. Similarly, in creative fields, tools like an embroidery digitizer help designers present their work with precision and professionalism, just as politicians use LinkedIn to refine their image. Both digital tools transform engagement in impactful ways.
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